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Eidgenössisches im Rückblick Fehlentscheide, Videobeweis-Rufe: Misstöne begleiten das ESAF

Beim Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Mollis gaben gleich mehrere Entscheide Anlass zu Diskussionen.

Am Sonntagabend fand das Eidgenössische Schwing- und Älplerfest 2025 in Mollis mit der Krönung von Armon Orlik seinen Höhepunkt. Fast genauso viel Aufmerksamkeit wie der neue Schwingerkönig erhielten aber auch die Kampfrichter. Gleich mehrere umstrittene Entscheide überschatteten das ESAF.

«Viele Fehlentscheidungen»

«Es hat leider etwas viele Fehlentscheidungen gegeben. Das war noch selten so offensichtlich wie an diesem Eidgenössischen», konstatierte SRF-Experte Matthias Sempach, Schwingerkönig von 2013.

In die gleiche Kerbe schlug Christian Stucki, Schwingerkönig von 2019: «Es gab markante Fehlentscheidungen aus unserer Sicht. Da muss man sich für die Zukunft etwas überlegen. Diese Entscheide haben letztlich einen Einfluss darauf, wer Schwingerkönig wird.»

Tatsächlich wurden Stimmen laut, ob Orlik überhaupt ein würdiger Sieger sei – zumal der 30-jährige Bündner als erster Schwingerkönig nicht am Schlussgang teilnahm und somit indirekt, dank dem Gestellten zwischen Samuel Giger und Werner Schlegel, zu seinem Königstitel kam. Doch Stucki hält hier dagegen: «Er hat es sich über all die Jahre erarbeitet. Und am Ende vom Tag weist er die meisten Punkte auf.»

Umstrittene Spitzenpaarungen

Viel mehr zu diskutieren gaben jedoch einige Entscheide bei Spitzenpaarungen:

Beim Duell Romain Collaud gegen Joel Wicki ging der Schwingerkönig vermeintlich als klarer Sieger hervor – Wicki drückte den Südwestschweizer ins Sägemehl. Doch die Kampfrichter sahen es anders, der Kampf endete gestellt, Wicki verlor wertvolle Punkte. «Den Sieg hätte man Wicki geben können», meinte Stucki danach bei der Analyse im Studio. «Das hat mich genervt. Das war ein Resultat», äusserte sich Wicki später.

Ebenfalls wertvolle Punkte verlor im 5. Gang der bis dato Führende Werner Schlegel. Der St. Galler unterlag Curdin Orlik – doch auch dieser Entscheid der Kampfrichter war umstritten. «Beide hatten keinen Hosengriff, doch die Kampfrichter sahen es nicht. Das ist ärgerlich. Wir sahen es erst aber auch nicht», so Sempach bei der Analyse im Studio.

Nicht nur, aber gerade auch wegen diesem Fehlentscheid kam zunehmend die Frage auf: Braucht es im Schwingsport ebenfalls einen Videobeweis? «Der Eidgenössische Schwingerverband muss handeln und den Videobeweis einführen», schrieb etwa der Tagesanzeiger.

Ganz so einfach sei das nicht, erklärte Stucki: «Auf den Spitzenplätzen geht es natürlich um extrem viel. Aber man muss auch die Gleichberechtigung beachten.» Der gleichen Meinung war Sempach: «Über die zwei Tage gibt es etwa 800 Paarungen. Wenn, dann müsste man überall einen Videobeweis anbieten.» Ausserdem gehe es in einem Kampf enorm schnell und es sei deshalb auch schwierig für die Kampfrichter, alles zu sehen.

Roman Wyler, verantwortlicher Kampfrichter, verteidigt seine Zunft: «Wir wollen spontan, schnell und sofort aus der Sichtweise des Kampfrichters entscheiden. Anhand der TV-Bilder zu richten, ist sehr viel einfacher. In der Analyse sieht man die Details viel besser», so Wyler. Er betonte aber auch: «Wir werden sauber analysieren, was wir besser machen können. Das nehmen wir dann auch mit in die Ausbildung.»

Über die Bücher gehen werden die Verantwortlichen beim Eidgenössischen Schwingerverband angesichts der umstrittenen Entscheide bestimmt. Ob der Videobeweis bald auch beim Schwingen Einzug hält, wird die Zukunft zeigen. Dass dieser aber nicht zwingend zu weniger Diskussionen führt, zeigt sich beim Fussball.

SRF1, sportlive, 31.08.2025, 7:30 Uhr ; 

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