Dieses Wochenende geht die Kranzfestsaison der Schwinger mit einer Premiere zu Ende. Drei Wochen nach dem ESAF in Pratteln findet in Cadenazzo am Samstag das erste Tessiner Kantonalschwingfest statt. «La Lotta Svizzera», wie Schwingen auf Italienisch genannt wird, findet langsam auch den Weg in den Süden.
Lange war das undenkbar. 1895 bereits wurde der Eidgenössische Schwingerverband (ESV) gegründet, doch im Tessin war der Sport quasi inexistent. Von Airolo bis Chiasso verstand kaum jemand, wieso sich da zwei Menschen in seltsamen Hosen im Sägemehl umher zerren sollten.
Jodeln und Schwyzerörgeli wird es am Fest in Cadenazzo nicht geben.
Geändert hat das ein Baselbieter: Edi Ritter, ESV-Ehrenmitglied, veranstaltete in seiner Wahlheimat 2010 die ersten Schnuppertrainings und gründete 2012 den Kantonalverband mit. 2019 wurde der Tessiner Verband dann in den Innerschweizerischen Verband aufgenommen und durfte damit neu ein Kantonalfest ausrichten. Die Freude bei Ritter ist gross, dass dies nun endlich klappt.
Ein wenig anders ist der erste Kranz-Schwinget im Süden aber doch – er soll ins Tessin passen. Traditionell wird es sein, aber «Jodeln und Schwyzerörgeli gibt es in Cadenazzo nicht, das ist nicht typisch für diese Region», sagt Ritter. Stattdessen spielen «Bandellas» (kleine Blaskapellen), Chöre und Alphörner dürfen jedoch ebenfalls nicht fehlen.
Auch kulinarisch gibt es an diesem Fest Spezialitäten zu entdecken: Statt Cervelat, Bratwurst und Kartoffelstock kommen neben dem Sägemehlring Costine (Rippchen), Luganighe (Tessiner Wurstspezialität) und Risotto auf den Teller.
Schwingerkönig Wicki nicht dabei
Rund 200 Innerschweizer Schwinger werden am Samstag in den Süden pilgern – nicht dabei ist allerdings Schwingerkönig Joel Wicki. Der Luzerner gab seinen Verzicht auf Facebook bekannt. Insgesamt wird trotzdem noch etwa ein Dutzend Eidgenossen erwartet, auch Pirmin Reichmuth und Sven Schurtenberger machen ihre Aufwartung.
Aus dem Tessiner Verband, der nun alle drei Jahre ein Kantonalfest veranstalten will, werden sieben Schwinger ins Sägemehl steigen. Die Aufgabe wird zum Start gleich enorm schwer. «Das Niveau wird hoch sein», ist sich Ritter bewusst.