Was für Touristen wie eine idyllische Traumreise anmutet, war für Matthias Herger Realität. Tagein, tagaus pendelte der Altdorfer in seiner Kindheit mit einer kleinen Gondel zwischen seinem Zuhause und seiner Schule und später der Lehrstelle hin und her.
«Es sind schöne Erinnerungen», sagt der mittlerweile 30-Jährige. Auch wenn das Leben auf dem Bergbauernhof seiner Eltern «immer mit Arbeit verbunden» war. Bis zu seinem 24. Lebensjahr wohnte er dort, also auch als er schon voll im Schwingtraining war.
Improvisation nach der Arbeit
«Häufig bin ich nach der Lehre als Landmaschinenmechaniker gar nicht nach Hause gegangen», blickt Herger zurück. «Stattdessen habe ich im Tal gewartet, bis ich zum Schwingtraining ging. Der Weg hätte sich sonst gar nicht gelohnt.»
Unterdessen wohnt der Eidgenosse in Altdorf. Das hat seine positiven Seiten: «Jetzt kann ich am Morgen länger schlafen und bin am Abend schneller zu Hause.» Dennoch bleibt die Alp ein wichtiger Teil seines Lebens. «Da tanke ich Kraft, manchmal vor, manchmal nach einem Schwingfest. Es ist entspannend, dorthin zurückzukehren, wo man aufgewachsen ist.»
Schwingen und Ski als Leidenschaften
Dass Herger später den Bauernhof übernehmen wird, ist eher unwahrscheinlich; er hat einen anderen Weg eingeschlagen. In Stans ist er bei einem Maschinenhersteller engagiert – als Leiter Technik und Entwicklung. Das Unternehmen spezialisiert sich auf das Testen und Schleifen von Ski und Ski-Zubehör.
Aktuell kann sich Herger gar noch etwas stärker auf seine Arbeit konzentrieren. Beim Rigi-Schwinget am vergangenen Wochenende zog er sich eine Verletzung an der linken Schulter zu. «Wir müssen noch genauer abklären, was es ist. Die Physios meinten, es sei etwas Muskuläres – das wäre gut, dann könnte ich schneller wieder Vollgas geben.»
Bis dahin kann er seine Technikbegeisterung in Stans ausleben – und falls er wieder einmal abschalten will, ist sein Rückzugsort nur eine Gondelfahrt entfernt.