Roger Rychen ist der erfolgreichste Glarner Schwinger aller Zeiten. Mit seinem dritten Eidgenössischen Kranz, den er letzten Sommer in Pratteln gewann, ist er in seinem Kanton alleiniger Rekordhalter. Zwar gibt es da noch Jakob Schlittler, der in der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts fünf Mal einen Eidgenössischen Kranz gewann, aber vier davon nach seinem Wohnortwechsel und für den Schwingklub Zürich.
Nur den ersten holte Schlittler für seinen Heimatkanton und den Schwingklub Niederurnen, den Klub, in dem Rychen nicht nur Mitglied ist, sondern auch Technischer Leiter.
ESAF-Zuschlag auch dank Rychen
Rychen ist in Glarus der kantonale Schwing-Überflieger. Er gewann letztes Jahr das Zürcher Kantonale Schwingfest und wurde damit erster Glarner Kranzfestsieger seit 33 Jahren. 2017 gelang ihm auf dem Stoos der Kranzgewinn, als erstem Schwinger aus dem Lande Fridolins seit fast einem halben Jahrhundert. Rychen war mit all seinen Erfolgen zweifellos mitverantwortlich dafür, dass die Glarner Landsgemeinde 2017 Ja sagte zu einer Kandidatur für das Eidgenössische 2025.
Vier Jahre später, am 6. März 2021, erhielt Mollis an der Abgeordnetenversammlung des Eidgenössischen Schwingerverbands das ESAF zugesprochen. Ausgerechnet am 6. März, dem Fridolinstag, an dem die Glarner jedes Jahr ihren Kantonsheiligen ehren.
Nie zuvor war ein Eidgenössisches in den Kanton Glarus vergeben worden. Rychen hatte als Botschafter der Glarner Kandidatur geamtet, und zwar so überzeugend, wie er es als Schwinger im Sägemehl tut. Und Fridolin, der im 6. Jahrhundert als Glaubensbote Wunder vollbracht haben soll, hat vielleicht auch irgendwie seinen Wanderstab im Spiel gehabt.
Auf jeden Fall gewannen die Glarner den Kampf ums ESAF gegen eine sehr starke Kandidatur aus St. Gallen. Und so wird der Flughafen in Mollis übernächsten Sommer zum riesigen Festgelände. Und das Nordostschweizer Teilverbandsfest am Sonntag gewissermassen zu dessen Prolog.
Starke Gäste am Nordostschweizerischen
Die beiden anstehenden Schwingfeste in Mollis sind zwar kaum miteinander vergleichbar. Das eine ist gross, das andere aber gigantisch. Es wird am Sonntag denn auch nicht dasselbe Areal auf dem Flughafengelände benutzt werden wie in zwei Jahren fürs Eidgenössische.
Trotzdem kann vielleicht das eine oder andere im Ansatz bereits getestet werden. Ganz bestimmt im Falle von Rychen und dessen Auftritt an einem bedeutenden Wettkampf vor der eigenen Haustüre. Er trägt – daheim noch viel mehr als sonst schon – die ganzen Hoffnungen der kleinen Glarner Schwinggemeinde mit ihren nur zwei Schwingklubs auf seinen Schultern.
Der böse Roger steigt ausserdem als einer der Nordostschweizer Teamleader ins eigene Teilverbandsfest und wird Mitverantwortung dafür tragen, dass der Festsieg gegen starke Gäste möglichst in den eigenen Reihen bleibt. Für diesen harten Kampf ist prächtiger Sonnenschein vorhergesagt. Das kann keine Überraschung sein, schliesslich wird der heilige Fridolin im Glarnerland traditionellerweise um gutes Wetter angerufen.