«Zehn Jahre Arbeit! Zehn Jahre harte Arbeit und endlich zahlt sie sich aus!» Vor einem Monat war Blaise Decrauzat einer der glücklichsten Menschen der Schwingerwelt. Mit Benjamin Gapany war einer der von ihm betreuten Schwinger beim Bergfest auf dem Stoos gerade Dritter geworden. Das allein wäre schon eine schöne Geschichte gewesen, aber sie wurde zur Randnotiz, weil mit Lario Kramer ein Schwinger des kleinsten Teilverbandes dieses Fest sogar gewann.
Sieg mit Seltenheitswert
Ein Sieger aus der Romandie bei einem Schwingfest dieser Grössenordnung ist ein Ereignis mit dermassen grossem Seltenheitswert, dass man mit Fug und Recht von einer Sensation sprechen konnte.
Ich werde oft gefragt, ob denn der Schwingsport in der Romandie überhaupt eine Rolle spielt. Diese Frage beantwortet sich von alleine, wenn man in die Geschichtsbücher schaut. Der Südwestschweizer Teilverband wurde 2009 125-jährig. Er ist also neun Jahre älter, als die Verbände aus der Ost- und der Innerschweiz, die 2018 dieses grosse Jubiläum feiern. Aus der Südwestschweiz kommen mehr Schwingerkönige als aus der Innerschweiz.
Weg aus der Krise
Die Südwestschweiz stellte auch schon den Sieger auf dem Stoos. Aber das ist 31 Jahre her. Und deshalb ist die Frage nach der Bedeutung des Schwingsports in der Romandie trotzdem berechtigt. Denn da gab es in den letzten Jahren eine grosse Krise.
Seit den Rücktritten von Hanspeter Pellet und Stefan Zbinden fehlt der Südwestschweiz ein ganz «Böser». Einer, oder am liebsten mehrere, die an grossen Schwingfesten ganz vorne mitschwingen können. Um das zu ändern haben Blaise Decrauzat und viele andere in der Romandie so lange und so hart gearbeitet. Und sie haben offensichtlich gut gearbeitet.
Endlich wieder ein Heimsieg?
Mittlerweile ist es sogar vorstellbar, dass ein Südwestschweizer wieder einmal das eigene Teilverbandsfest gewinnt. Das war vor zehn Jahren letztmals der Fall. Am Sonntag in Couvet haben die aufstrebenden welschen Schwinger die Gelegenheit, ihre neue Stärke einmal mehr unter Beweis zu stellen.