Einen Monat vor dem Saisonhöhepunkt am Unspunnen-Schwinget kommt es am Sonntag auf dem Brünig zum grossen Kräftemessen: Erstmals in diesem Jahr treffen alle Topschwinger der 3 stärksten Verbände aus der Innerschweiz, Ostschweiz und Bern aufeinander.
Auf der Passhöhe ist mit den Topfavoriten Samuel Giger, Schwingerkönig Joel Wicki, Pirmin Reichmuth und natürlich Überflieger Fabian Staudenmann Spektakel garantiert, doch der Brünig fasziniert nicht nur auf sportliche Art und Weise. Seit der 1. Austragung vor genau 130 Jahren ist auf dem Pass zwischen dem Berner Oberland und Obwalden so einiges anders.
Grösster Unterschied zu allen anderen Festen ist der Gabentempel. Der besteht nicht wie sonst traditionell aus Fernsehern, Rasenmähern und Kuhglocken – auf dem Brünig gibt es statt Gaben «nur» Bargeld zu gewinnen. Begründet wird diese Ausnahme mit der Geschichte: Schon seit der Erstaustragung anno 1893 ist dies der Fall. Rund 33'000 Franken werden dieses Jahr verteilt, auch der Letztplatzierte erhält noch 100 Franken.
Ebenfalls historisch gewachsen ist die hohe Teilnehmerzahl. Schwingen an Bergfesten sonst 90, sind es hier gleich 120 Athleten. Dieses Jahr greifen 20 Nordostschweizer als Gäste, sowie 50 Berner und 50 Innerschweizer zusammen.
Der Platz auf der Passhöhe bei so vielen «Bösen» ist deshalb mehr als nur knapp. Zum einen bilden die Schwinger wegen der begrenzten Parkplätze Fahrgemeinschaften, um näher an der Arena parkieren zu können. Zum anderen teilen sich beispielsweise die 50 Innerschweizer nur eine Garderobe, die sonst etwa für ein Fussballteam reichen würde.
Auf dem Brünig ist es einfacher zu gewinnen, als ein Billett für die Tribüne zu erhalten.
Noch enger ist die Situation für die Zuschauerinnen und Zuschauer. Wie Ueli Stucki, der den Brünigschwinget 1978 gewann, einst sagte: «Auf dem Brünig ist es einfacher zu gewinnen, als ein Billett für die Tribüne zu erhalten.» Die 5000 Sitzplätze kommen gar nie in den Verkauf, die Tickets sind alle vergeben und werden seit Generationen weiter vererbt.
Nur gerade 1000 Stehplätze werden morgens ab 5 Uhr an der Tageskasse verkauft. «Dr schnällr isch dr gschwindr» gilt auf dem Brünig also genauso für die Fans wie für die Schwinger, die ihre Gegner ins Sägemehl betten wollen.