Wo die Berner Schwinger auch hingehen, sind sie Favorit. Wenn sie denn in ihrer ganzen Breite antreten, holen sie meistens auch den Festsieg. Besonders die vier Eidgenössischen Schwingfeste in den 2010er-Jahren haben das eindrücklich gezeigt. Sämtliche Königstitel gingen in dieser Zeitperiode mit Kilian Wenger (2010), Matthias Sempach (2013), Matthias Glarner (2016) und Christian Stucki (2019) ins Bernbiet.
In Pratteln endete vor drei Jahren die 12-jährige Regentschaft. Zwar stellte man mit Matthias Aeschbacher zum fünften Mal in Folge einen Schlussgangteilnehmer. Dort setzte sich aber Joel Wicki durch. Die Krone wanderte damit in die Innerschweiz.
Geht es nach Aeschbacher und Co., soll sie heuer zurückerobert werden. Mit der breiten Spitze und einer starken zweiten Garde stehen die Chancen diesbezüglich gut. Auch an Selbstvertrauen dürfte es nicht mangeln, haben die Berner in dieser Saison doch 5 von 11 Berg- und Teilverbandsfeste gewonnen. Diese Siege stachen heraus:
- Matthias Aeschbacher, Schwarzsee: Im emmentalischen Schlussgang setzt sich der Routinier durch. Aeschbacher bezwingt Michael Moser und gewinnt nach 2019 zum 2. Mal am Schwarzsee.
- Michael Moser, Bernisch-Kantonales: Vor Heimpublikum bejubelt der Youngster im Emmental seinen bisher grössten Sieg. Auf dem Weg zur Krönung am Bernisch-Kantonalen gewinnt Moser sämtliche sechs Gänge und bodigt unter anderem Topfavorit Fabian Staudenmann.
- Fabian Staudenmann, Weissenstein: Der 25-Jährige schlägt auf dem Weissenstein zurück. Nach der Auftaktniederlage gegen Werner Schlegel gewinnt er vier Gänge mit Maximalnote, bevor er im Schlussgang Moser auf den Rücken legt. Es ist der 2. Bergfestsieg Staudenmanns in dieser Saison.
Die starke zweite Reihe
Zusammen mit Adrian Walther bilden diese Namen das Favoriten-Quartett des Berner Verbands. Der 24-Jährige gewann heuer das Emmentalische mit einem Schlussgangsieg über Moser. Sie sehen: Bei den Bernern kann jeder jeden schlagen. Oft waren in den Schlussgängen zudem zwei Berner vertreten. Das spricht einerseits für die Stärke der Topschwinger, andererseits aber auch für die gute und breite zweite Garde.
Diese ist an grossen Festen mit namhafter Konkurrenz nämlich oft von immenser Wichtigkeit. Schwinger wie Curdin Orlik, Patrick Gobeli, Florian Gnägi, Bernhard Kämpf oder Michael Ledermann sind gestandene Eidgenossen, die auch gegen Spitzenathleten wie Samuel Giger, Joel Wicki oder Werner Schlegel gestellte Gänge erzwingen – und damit den Favoriten aus dem eigenen Verband in die Karten spielen können.
So geschehen etwa am Weissenstein im Juli, als Leader Schlegel im fünften Gang gegen Curdin Orlik nur stellte und damit den Schlussgang verpasste. Das ist eine Stärke, welche andere Teilverbände in dieser Breite nicht haben. Eine, die in der Entscheidung um den Königstitel den Unterschied machen könnte.