Joel Wicki, als einer der ersten Favoriten nach Samuel Giger gestartet, räumte mit seinem Triumph am Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest vor über 50'000 Zuschauern in der Arena in Pratteln mit zwei Altlasten auf: mit einer eigenen und mit einer des Innerschweizer Verbands.
Vor drei Jahren in Zug griff Wicki schon nach der Königskrone, bevor er im Schlussgang nach nur gerade 40 Sekunden von Christian Stucki platt ins Sägemehl geworfen wurde. Zwar hatte er am Schluss exakt gleich viele Punkte auf dem Konto wie sein Berner Kontrahent. Als Schlussgang-Verlierer blieb ihm aber nur der Titel als Erstgekrönter.
Mit bedingungsloser Offensive zum Erfolg
In Pratteln zeigte Wicki nicht nur von A bis X, sondern von A bis Z mit bedingungsloser Offensive einen tollen Wettkampf. Die für ihn unerfreulichen Erlebnisse von vor drei Jahren scheint er bestens verarbeitet zu haben. Der nicht ganz nach Wunsch verlaufene Auftakt mit dem spektakulären Gestellten gegen den Berner Adrian Walther brachte ihn überhaupt nicht aus dem Konzept.
In der Folge legte Wicki der Reihe nach Matthieu Burger, Nick Alpiger, Roger Rychen, Adrian Odermatt und im 6. Gang seinen späteren Schlussgang-Gegner Matthias Aeschbacher auf den Rücken. Die Teilnahme für den finalen Kampf sicherte er sich mit einem kräftezehrenden Gestellten gegen den starken Berner Fabian Staudenmann.
Bei der Reprise gegen Aeschbacher hatte Wicki zwar lange hartes Brot zu essen. Der 25-Jährige wehrte sich aber mehrfach mit allen Kräften gegen die drohende Niederlage. Nur um dann 3:19 Minuten vor Schluss selbst zuzuschlagen.
Erster ISV-König seit 36 Jahren
Die ganze Innerschweiz wird sich über ihren König freuen, auch für sich selbst. Obwohl sie der mit Abstand grösste der fünf Teilverbände im ESV sind, stellten die Innerschweizer bislang nur einen einzigen Schwingerkönig in der 1895 begonnenen Geschichte der Eidgenössischen Feste. Es war Heinrich «Harry» Knüsel, der 1986 in Sitten im Schlussgang Ernst Schläpfer bodigte.
Berner Serie gerissen
Mit Joel Wickis Triumph endet auch die Serie von Berner Schwingerkönigen. Seit 2010 brachten nacheinander Kilian Wenger, Matthias Sempach, Matthias Glarner und Christian Stucki den Siegermuni ins Bernbiet. Joel Wicki ist mit seinen 183 Zentimetern zum Teil deutlich kleiner als die meisten heutigen Topschwinger. Aber er macht dieses Manko mit einer unbändigen Kraft und einem breiten, muskulösen Oberkörper wett.