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Würdigung von König Orlik Aus dem Schatten auf den Thron

Armon Orlik ist am Ziel angekommen. Der Sieg am ESAF in Mollis ist die Krönung einer Karriere, die schon früh Fahrt aufgenommen hat.

Als die Sonne schon längst hinter den Bergflanken verschwunden war und sich Schatten über die Arena in Mollis gelegt hatte, leuchtete der Stern von Armon Orlik heller denn je. Er, dessen Name «Mann des Heeres» bedeutet, wurde zum König gekrönt, seine ohnehin schon erfolgreiche Karriere vergoldet.

«Es ist verrückt, surreal. Ich bin so glücklich. So etwas erlebst du nur einmal.» Für seine Verhältnisse sprudelte es nur so heraus aus dem sonst so besonnenen und zurückhaltenden Bündner.

Zweimal nahe am Ziel

Orlik hat schon viel gewonnen in seiner Karriere, 25 Kranzfestsiege standen bis zum Eidgenössischen Schwing- und Älplerfest in Mollis in seinem Palmarès. Der ganz grosse Wurf, er blieb dem explosiven Kraftprotz aber stets verwehrt. Vor den grossen Festen zählte er stets zum Favoritenkreis. Ein Sieg an einem Fest mit eidgenössischem Charakter wollte ihm aber nicht gelingen.

2016 beim Eidgenössischen in Estavayer stand er als 21-jähriger Teilverbandskranzer und einer der jungen wilden Generation im Schlussgang, den er gegen Matthias Glarner verlor. Im vergangenen Jahr schaffte er es beim Jubiläumsschwingfest in Appenzell ebenfalls in die Endausmarchung. Damals war der Berner Überflieger Fabian Staudenmann zu stark.

Auch in Mollis gehörte Orlik zum Favoritenkreis. Sein Name wurde häufig genannt, wenn im Vorfeld über den Festsieg diskutiert wurde. Topfavoriten aber waren andere. Fabian Staudenmann etwa, der beste Schwinger der vergangenen drei Jahre. König Joel Wicki, der in bestechender Form war. Oder auch Samuel Giger, der Leitwolf aus dem Nordostschweizer Verband. Am Ende nutzte Orlik den Windschatten und setzte auf der Zielgeraden zum Überholmanöver an.

Emotionale Höhen und Tiefen

Dass Orlik vom Kampfgericht um den Schlussgang gebracht wurde, ihm die punktgleichen Werner Schlegel und Giger vorgezogen wurden – geschenkt. Könnte man in Anbetracht des Resultats meinen. Doch Orliks Aussagen lassen aufhorchen: «Ich habe den Moment mit Sämi und Werner erlebt. Ich habe den beiden die Hand geschüttelt, danach brach für mich eine Welt zusammen. Ich bin zusammengesackt.» 20, 30 Sekunden habe dieser Zustand angehalten. «Dann ist die Arbeit weitergegangen, habe ich ein neues Ziel ins Auge gefasst. Ich wollte einfach meine Aufgabe erledigen, alles andere lag nicht in meiner Hand.»

«Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht immer noch schneller als der, der ohne Ziel herumirrt»: Das Zitat des deutschen Dichters Gotthold Ephraim Lessing prangt prominent auf der Website von Orlik. Es steht sinnbildlich für den Drang des Maienfelders, sich stets zu verbessern.

«Ein Schwinger muss in jeder Sekunde gewinnen wollen», sagt er. «Auch wenn es mal hart wird, darfst du das Ziel nicht aus den Augen verlieren.» Das sei ihm in jungen Jahren leichter gefallen, weil er unbekümmert drauflos geschwungen habe.

Endlich auf dem Thron

Die Karriere von Orlik, sie hat keine wirklichen Tiefen, ist nicht geprägt von schweren Verletzungen. Sie verlief konstant gut, wenn auch nicht in jenem Mass nach oben, wie man es nach dem spektakulären Start 2016 vermuten konnte. Nun, mit 30 Jahren, ist er am Ziel.

Doch auch im Moment des grössten Erfolgs spuckt der frisch gebackene König keine grossen Töne. Stattdessen denkt er an seine Kollegen. «Es war eine Teamleistung vom Nordostschweizer Schwingerverband.» Der König, ein Mann des Heeres.

ESAF in Mollis

SRF 1, sportlive, 31.8.25, 17:00 Uhr ; 

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