Im Kampf um die älteste Sporttrophäe der Welt hat sich einiges an Geschichten, Anekdoten und Legenden angesammelt. Was sich am 3 Juli 2007, dem letzten Tag des 32. America’s Cup, abspielte, wird nicht vergessen gehen.
Ein Windloch, Probleme bei Alinghi beim Einholen des Spinnakers und ein extremer Linksdreher des Windes stellten das Geschehen ein paar 100 m vor der Ziellinie auf den Kopf.
Wider Erwarten schien Team New Zealand die Wende geglückt, doch auf den letzten Metern schob sich Alinghi mit einer Sekunde Vorsprung vorbei. Der Jubel brach erst aus, als die Jury das Resultat bestätigte ( Hinweis der Redaktion: In den Archiv-Videos ist die Rede von 2 Sekunden, der Vorsprung wurde später auf 1 Sekunde korrigiert ).
Aus Rücklage befreit
Nach einem 1:2-Rückstand hatte sich Alinghi mit 3 Siegen in Serie 3 «Match-Regatten» verschafft und zeigte auch am 3. Juli 2007 eine starke Leistung. Nach mehreren Führungswechseln schien die entscheidende Szene bereits gekommen zu sein.
Mit einem aggressiven Manöver vor der letzten Boje zwang Alinghi das Team New Zealand zu einem Penalty (Vortrittsrecht missachtet). Nebst dem Rückstand auf der letzten Gerade mit Rückenwind zum Ziel hatten die Neuseeländer somit auch noch das Handicap eines Strafkringels um 270 Grad, den sie noch nicht ausgeführt hatten.
Man muss diesen Sport einfach lieben.
Doch plötzlich wurde es dramatisch: Ein Windloch machte die Situation auf See wieder unberechenbar. Auf beiden Booten mussten in aller Eile der Spinnaker eingeholt und das Genua-Segel gesetzt werden, weil der wieder aufkommende Wind nun vor der Seite kam. Bei Alinghi traten in dieser Phase noch Probleme mit dem Spinnaker-Baum auf, das grosse, bauchige Segel fiel sogar ins Wasser.
Team New Zealand zog vorbei, der Vorsprung betrug über 50 m. Aber noch musste ein paar Meter vor der Ziellinie der Strafkringel gedreht werden. Die TV-Zuschauer gingen nach diesem Manöver von einem Sieg für die Kiwis aus.
Das Boot der Neuseeländer lag bereits wieder optimal im Wind, als Alinghi noch nicht ganz aufgeschlossen hatte. Aber auch ein Segelboot muss zuerst beschleunigen. Die Jacht von Ernesto Bertarelli hatte schliesslich genügend Speed, um die Kiwis just vor der virtuellen Ziellinie abzufangen.
«Eine Sekunde wie eine Ewigkeit, weil die letzten Meter der Regatta spannend waren wie ein 100-m-Final bei den Olympischen Spielen», bilanzierte die Sportzeitung L’Equipe . Und der Alinghi-Patron Bertarelli sagte: «Das war die härteste Regatta und mit Sicherheit der schönste Sieg meines Lebens. Man muss diesen Sport einfach lieben.»