Wenn es um die Balance geht, macht Andri Ragettli eigentlich niemand etwas vor: Ob in der Luft, auf den Rails, in selbstgebauten Parcours oder neu auch auf dem Weg-Geländer. Kürzlich veröffentlichte der Ski-Freestyler in den Sozialen Medien ein Video, das ihn dabei zeigt, wie er in speziellen Schuhen spektakulär ein Geländer hinunterdüst.
Am Freitag wird der Bündner wieder durch die Luft sausen, diesmal auf den gewohnten zwei Skilatten. In Chur geht im Big Air die Weltcup-Saison los – ein Heimspiel also für Ragettli, der nur gerade 20 Minuten Anreisezeit benötigt.
«Ich freue mich riesig», sagt der 25-Jährige aus Flims, der im letzten Jahr erstmals in Chur dabei und als Vierter wegen einem halben Punkt knapp am Podest vorbeigeschrammt war. Trotzdem hat er sehr gute Erinnerungen: «Es war crazy: 15'000 bis 20'000 Menschen sind da. Alle rufen deinen Namen, und du stehst oben. Das ist ein mega cooles Gefühl.»
Im Bündnerland wird Ragettli der grosse Star sein. Er ist sich dessen bewusst und meint verschmitzt: «Wenn ich dort unter die Menschen gehe, komme ich nicht gerade weit ... aber mir gefällt es, im Mittelpunkt zu stehen, ich habe damit kein Problem.»
Kurz und schwer
Der Weltcup-Auftakt mit einem sogenannten «City Big Air» ist eine spezielle Herausforderung. Ragettli erklärt: «Die Schanze hat nur eine kurze Anfahrt und einen kurzen Auslauf. Deshalb ist die Landung extrem schwierig, vor allem rückwärts.» Auch der aufgrund der Temperaturen eher weiche Schnee im Landebereich mache es nicht einfacher.
In den Big-Air-Wettkämpfen sind zudem generell die schwierigeren Sprünge gefordert als im Slopestyle, Ragettlis eigentlicher Kerndisziplin. «Im Big Air habe ich immer etwas hinterhergehinkt. Deshalb lag der Fokus in diesem Sommer ganz klar darauf.»
Seine favorisierte Sparte wird aber Slopestyle bleiben, wo er 2021 Weltmeister geworden war: «Es ist anspruchsvoller. Du musst von oben bis unten einen perfekten Lauf zeigen, über Rails, Kicker und Geländer. Da braucht es mehr mentale Stärke.» Und dass sich Ragettli mit Geländern auskennt, wissen wir.