Eigentlich wollte Hussein Fussballprofi werden. Stattdessen studiert der 25-Jährige Medizin und macht in der Leichtathletik Schlagzeilen. Als Europameister über 400 m Hürden verdiente er sich die Auszeichnung zum «Newcomer des Jahres 2014».
Wie geschaffen für diese Disziplin
Der Ostschweizer kennt keine halben Sachen: Im Medizinstudium bestand er diesen Sommer die letzten Prüfungen zum Bachelor. Bis 2019 wird er auch den Master abschliessen. Für dieses Ziel hat er sich eine Zeitspanne von fünf statt drei Jahren gesetzt, damit er in der Leichtathletik auch im Hinblick auf Rio 2016 kaum Kompromisse eingehen muss. Beruflich ist Hussein so erfolgreich unterwegs wie im Sport. Das Ziel einer eigenen Arztpraxis hat er stets vor Augen.
Im Sport setzte Hussein zunächst auf die Karte Fussball. Mit 16 Jahren stand er als Zweitligaspieler beim FC Tägerwilen im Zenit. Eine langwierige Bakterieninfektion warf ihn allerdings zurück. An einer Mittelschulmeisterschaft übersprang er im Hochsprung ohne spezifisches Training 2,01 m. Dies blieb auch Werner Dietrich, dem Entdecker von Werner Günthör, nicht verborgen. Hussein sagte sich vom Fussball los und landete nach einigen Umwegen in der Disziplin 400 m Hürden. Mit seinen 1,91 m und 77 kg ist er wie geschaffen für einen Langhürdler. Erst mit 20 Jahren und zu Beginn des Medizinstudiums fand er somit seine Berufung im Sport.
Bei der Rückkehr noch schneller
Hussein steigerte sich kontinuierlich. Bereits 2012 unterbot er die Olympia-Limite. An den Spielen in London musste er allerdings verletzungsbedingt passen. Doch der Modellathlet liess sich nicht vom Weg abbringen.
Bei seinem Sieg an den Europameisterschaften im Letzigrund lief er erstmals unter 49 Sekunden (48,96). Knapp zwei Wochen später war er – inzwischen zum neuen Schweizer Star in der Leichtathletik avanciert – im gleichen Stadion mit 48,70 nochmals schneller. Seine persönliche Bestzeit (48,47) stellte der Thurgauer schliesslich zum Saisonende beim Continental Cup in Marrakesch auf. Weltweit ist er 2014 die Nummer vier – als bester Europäer.
Die sportlichen Gene erbte Hussein von seinem Vater Ehab. Der ehemalige Volleyball-Internationale aus Ägypten kam als Osteopath ans Spital in Münsterlingen, wo er auch seine Frau, eine Schweizerin, kennenlernte.
Sendebezug: SRF 1, Sports Awards, 14.12.14 20:05 Uhr