«Wenn alles seinen richtigen Weg geht, wird Olympia in Tokio das erste Fest nach Corona, das die Welt vereint.» Die Worte von IOC-Präsident Thomas Bach mögen optimistisch klingen.
Doch so sehr die Olympia-Macher die Vorbereitungen für 2021 auch vorantreiben – die Corona-Pandemie schwebt nach wie vor wie ein Damoklesschwert über den in einem Jahr geplanten Sommerspielen.
Zwei Drittel der Japaner gegen Spiele 2021
Japans Organisatoren führen ihre Arbeit ungeachtet dessen weiter. Vergangene Woche vermeldete das IOC nicht ohne Stolz, dass alle 43 Wettkampfstätten für die Olympischen Spiele und die Paralympics auch nächstes Jahr bereitstünden.
Auch mit dem Athletendorf sowie dem geplanten internationalen Fernsehübertragungs- und Mediencenter wurde eine Einigung erzielt. Der Wettkampfplan ist fast identisch wie derjenige von 2020.
Die Lust der japanischen Bevölkerung auf die Spiele hält sich jedoch in Grenzen. Laut Umfrage der nationalen Nachrichtenagentur Kyodo lehnte die Mehrheit der Befragten eine Austragung im nächsten Sommer ab. 36,4 Prozent gaben an, dass die Spiele nochmal verlegt werden sollten, 33,7 Prozent plädierten für eine Absage. Nur 23,9 Prozent sprachen sich für die Durchführung im nächsten Sommer aus.
Horrende Zusatzkosten
Erst am Donnerstag vermeldete Tokio wieder mehr als 300 Neuinfektionen an einem Tag. OK-Chef Yoshiro Mori gab zwar zu, dass die Spiele bei der aktuellen Corona-Lage nicht möglich wären, schob aber umgehend nach: «Ich glaube nicht, dass diese Situation noch ein Jahr anhalten wird.» Trotzdem diskutieren die Organisatoren derzeit allfällige Schutzkonzepte, über die sie aber erst im Herbst Auskunft geben wollen.
Die Erwägung von Bach, nur eine reduzierte Zuschauerzahl in die Arenen zu lassen, ist für OK-Präsident Mori das absolute «Worst Case»-Szenario. Angesichts der anhaltenden Corona-Pandemie gibt es für die Olympia-Macher aber weitere Baustellen:
- Die Grenzen sind wegen Corona weiter geschlossen. Trotz möglicher Reiseerleichterungen für Athleten stellt sich die Frage nach einer anschliessenden, zweiwöchigen Quarantäne und wo die Sportler dafür überhaupt untergebracht werden könnten.
- Noch ist unklar, wer die entstandenen Zusatzkosten trägt. Schätzungen gehen von 2 bis 6 Milliarden Dollar aus. Es stellt sich beispielsweise die Frage, wie die Käufer der mehr als 41 000 Wohnungen, die aus den Unterkünften der Athleten im Olympischen Dorf entstehen und bereits verkauft waren, entschädigt werden sollen.
Swiss Olympic «will gewisse Zuversicht ausstrahlen»
Trotz der grossen Unsicherheit befindet sich auch Swiss Olympic mitten in den Planungen für eine mögliche Durchführung der Spiele im nächsten Jahr. «Niemand weiss, wie die Welt im Juli 2021 aussieht», sagte Ralph Stöckli, Chef de Mission von Swiss Olympic, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA .
«Aber eine gewisse Zuversicht, dass die Spiele stattfinden werden, wollen wir ausstrahlen.» Das grösste Fragezeichen seien derzeit die Selektionswettkämpfe, so Stöckli. «Man weiss nicht, wann internationale Wettkämpfe wieder möglich sind, um die Qualifikationen und die Verteilung der Quotenplätze sicherzustellen.»