Die ultimative Würdigung kam von höchster Stelle: Er sehe Nicola Spirig «nicht als Triathletin, sondern als Sportikone», sagte Spirigs langjähriger Coach Brett Sutton, einer der weltweit renommiertesten Triathlon-Trainer, im Sportpanorama.
Erfolge in mehreren Sportarten
In der Tat hat die 40-jährige Zürcherin, deren Karriere am Wochenende mit Rang 2 am Greifenseelauf zu Ende ging, in 25 Jahren Aussergewöhnliches erreicht: Olympiasieg 2012, Olympia-Silber 2016, sechs EM-Titel, Erfolge über die Ironman- und Sprintdistanz, Siege in der Leichtathletik und im Duathlon, Wahl zur Schweizer Sportlerin des Jahres 2012 – all dies trotz Wettkampfpausen während drei Schwangerschaften.
«Ich bin polysportiv aufgewachsen und habe immer gerne verschiedene Sportarten betrieben», erklärt Spirig ihre Vielseitigkeit. Triathlon sei deshalb die spannendste Wahl gewesen.
15 Jahre lang war Spirigs Vater ihr Trainer. «Er hat mich zur Olympionikin gemacht und war in dieser Phase ein unglaublich guter Trainer. Aber wir wussten beide: Wenn ich um Olympiamedaillen mitkämpfen will, fehlt mir etwas.» Das sei zum Beispiel eine hochkarätige Trainingsgruppe gewesen.
Letzter Schliff unter einem «harten Hund»
So wurde Sutton, der als harter Trainer gilt, ihr Coach. Die hohen Anforderungen seien nicht das Problem gewesen – «ich war ja bereit, viel zu leisten –, dennoch sei man oft unterschiedlicher Meinung gewesen. «Wir haben uns aber immer mit Respekt behandelt.» Überzeugt habe sie insbesondere, dass Sutton den Sinn jedes Trainings für die einzelnen Wettkampfphasen erklären konnte.
Einen wertvollsten Moment ihrer Karriere will Spirig nicht benennen. Der legendäre Schlusssprint zu Olympia-Gold habe zwar ihrer Bekanntheit in der Öffentlichkeit einen enormen Schub verliehen. «Noch heute sprechen mich viele Leute darauf an.» Für sie sei aber «das 25-jährige Ganze» das Wertvollste: «Ich durfte so viel reisen, so viele Menschen kennen lernen, konnte zeitgleich im Sport konstant sein und trotzdem noch viel Anderes machen.»
In ein «Loch» falle sie nach ihrem Rücktritt deshalb keinesfalls, versichert die Zürcherin, die seit 20 Jahren mit ihrem heutigen Ehemann Reto Hug liiert ist. «Ich hatte immer auch ein ‹anderes Leben› neben dem Sport: das Studium, die Familie mit drei Kindern, mein Stiftungsprojekt.» Sie freue sich, dafür nun mehr Zeit zu haben.