Neuenburg, 14. Dezember 2019. Das Schweizer Nationalteam verzweifelt. Im Halbfinal gegen Tschechien findet der Ball einfach nicht den Weg ins Tor. 2:6 steht es. Nur noch 3 Minuten bleiben. Das Scheitern an der Heim-WM ist nahe.
Aufgeben ist für dieses Team aber keine Option. Die wöchentlichen Trainings im Sommer zuvor haben das Team zusammengeschweisst – und tatsächlich gelingt die unglaubliche Wende: 4 Treffer in den letzten beiden Minuten, in der Verlängerung gewinnt die Schweiz, schafft das Wunder von Neuenburg.
Von Teamkolleginnen zu Rivalinnen
Am Schluss bleibt den Schweizerinnen WM-Silber nach der Finalniederlage gegen Schweden. Und ein neues Gefühl der Verbundenheit mit den Mitspielerinnen. «Der Team-Chat besteht noch immer, obwohl die WM bereits zwei Monate zurückliegt», bestätigt denn auch Seraina Ulber, Captain bei Piranha Chur.
Und Monika Schmid, Routinier bei den Kloten Dietlikon Jets, ergänzt:«Wir sind noch bessere Kolleginnen geworden und haben deshalb auch den Schritt vom guten Team zum super Team gemacht.»
Genau 70 Tage später muss dieses neue Wir-Gefühl im Nationalteam für mindestens 2 Stunden pausieren. Die beiden dominierenden Klubs stehen sich im Cupfinal wieder gegenüber. Je fünf Nationalspielerinnen auf beiden Seiten. Schlüsselspielerinnen in ihren Teams und dem Nationalteam.
«Wir sind noch bessere Kolleginnen geworden und haben deshalb auch den Schritt vom guten Team zum super Team gemacht.»
Das werde schon etwas speziell, gibt Schmid zu. Noch etwas spezieller mit der Heim-WM. Aber: «Ich kann das mittlerweile recht gut ausblenden, arbeite im Mentalen auch genau an solchen Fragen.» Früher habe es sie schon beschäftigt gegen eine ehemalige Teamkollegin anzutreten. Und Ulber meint ganz grundsätzlich: «Wir haben uns nie gehasst. Da ist die Rivalität beispielsweise in Schweden viel ausgeprägter.»
Kein Zögern beim Zweikampf
Dennoch – die Gegenspielerin als unsympatische Erzrivalin zu sehen, ist seit den Erlebnissen in Neuenburg definitiv nicht mehr möglich. Zu viele positive Erinnerungen sind da. Zu stark wurden die Linien auch gemischt. Zu sehr war man auf einander angewiesen bei der Heim-WM.
«Ich sehe einige Spielerinnen schon in einem anderen Licht als vor der WM», sagt Ulber. Die beiden sind bemüht, aus der neuen Affiche des Cupfinals keine grosse Sache zu machen. Auch wenn beide wissen: So wie bisher wird es nicht mehr. Dafür ist der 14. Dezember 2019 noch viel zu präsent.
Sendebezug: Radio SRF1 Abendbulletin, 21.02.2020, 18:45 Uhr.