Auch das saisonale Highlight im Formel-1-Kalender musste vor dem Coronavirus kapitulieren. Der auf den 24. Mai terminierte GP von Monaco ist bereits vor einem Monat abgesagt worden. Zeit also, um auf die Anfänge zurückzuschauen.
Aller Anfang ist schwer
Am Sonntag, 14. April 1929, war es so weit. Das erste internationale Autorennen im Fürstentum erhielt grünes Licht. Zuvor hatten sich die elitären Herren der 1904 gegründeten Association Internationale des Automobile Clubs Reconnus AIACR, der Vorläuferin der heutigen FIA, noch gesträubt.
Das mit gut 200 Hektaren Fläche winzige Monaco wollten sie zunächst nicht als eigenständige Automobil-Nation akzeptieren. Der kleine Ortsverein taugte nicht als Nationaler Automobilclub. Zudem haftete Monaco zu sehr der Ruf eines Ortes des ausschweifenden Lebens an.
Der Wandel in der Grand-Prix-Szene, den mehrere Automobil-Hersteller mit ihrem Rückzug ausgelöst hatten, liess die Chefs des AIACR umdenken. Es war nicht in ihrem Sinn, dass ihre Veranstaltungen zu einem Hort von Privatfahrern wurden. Das mondäne Monte Carlo kam ihnen da gerade recht. Dieser Flecken des Überflusses und des schönen Scheins sollte dem Automobilrennsport zu neuem Glanz verhelfen.
16 Fahrer und ein siegreiches Pseudonym
16 Fahrer nahmen aufgereiht in der ausgelosten Reihenfolge Aufstellung. Die Geschichte des Rennens schrieb William Charles Frederick Grover. Der Franzose, trat unter dem Pseudonym W. Williams an, um seine sportlichen Aktivitäten vor seiner Familie geheimzuhalten.
Der von Platz 5 losgefahrene W. Williams übernahm im 140 PS starken Bugatti 35 B schnell einmal die Führung. Die Spitzenposition büsste er nach 49 der 100 Runden wegen eines Boxenstopps zwar ein. Er holte sie sich trotz der damals schon kaum vorhandenen Überholmöglichkeiten aber zurück und gewann nach 318 Kilometern vor Georges Bouriano (RUM) und dem Deutschen Rudolf Caracciola.
Grover drehte mit zwei Minuten und 15 Sekunden auch die schnellste Runde. Die Durchschnittsgeschwindigkeit von 84,8 Stundenkilometern war für die damalige Zeit ein aussergewöhnlicher Wert.
Grover stirbt im KZ
Grover wurde dann zu Beginn des Zweiten Weltkriegs in eine Spezialeinheit berufen, in der er am Aufbau einer Spionagezelle in Paris mitwirkte.
Das Ende des Zweiten Weltkriegs erlebte er nicht mehr. Im August 1943 wurde er vom deutschen Sicherheitsdienst festgenommen. Im Konzentrationslager Sachsenhausen wurde Grover am 18. März 1945 im Alter von 42 Jahren hingerichtet.