554 Formel-1-Rennen erlebte der Fotograf Daniel Reinhard über einen Zeitraum von fast 50 Jahren aus nächster Nähe. Zum 1. Mal besuchte er 1972 in Monaco einen Grand Prix, damals als 12-jähriger Schulbub mit seinem Vater Sepp. Dieser war bereits beim GP von Bern im Jahr 1950 als Fotograf dabei. Das Rennen in der Schweiz gehörte damals zur 1. Automobil-Weltmeisterschaft – dem Vorgänger der heutigen Formel-1-WM.
Bereits als 18-Jähriger trat Daniel in die Fussstapfen seines Vaters und seines Grossvaters, der die «Fotografen-Dynastie» der Obwaldner Familie Reinhard ins Leben gerufen hatte. Beim GP von Silverstone 1979 reiste Daniel eigenständig als Fotograf an und war dabei, als mit Clay Regazzoni der bis dato letzte Schweizer bei einem Rennen in der Formel 1 triumphierte.
Von Schumacher angefahren
Von diesem Moment an begleitete der heute 64-Jährige den Rennzirkus für 37 Jahre an beinahe jeden Wettkampf. Dabei pflegte er enge Freundschaften mit Stars wie Michael Schumacher oder Sebastian Vettel. Der 7-fache Weltmeister fuhr ihm einst gar über den Fuss.
«Ich habe seinen Bruder Ralf in der Startaufstellung fotografiert und streckte auf dem Boden knieend einen Fuss nach hinten. Da ist mir Michael mit dem Hinterrad über den Fuss gerollt», erinnert sich Reinhard zurück. Als er am nächsten Tag dem Arzt erzählte, was passiert sei, glaubte ihm dieser die Geschichte nicht.
Emotionale Erinnerungen
Neben den Zeiten mit Schumacher und Vettel behält der Innerschweizer besonders ein Rennen als Highlight in Erinnerung: «Als Robert Kubica 2008 in Kanada den bisher einzigen Sieg für Sauber herausfuhr, war dies natürlich sehr speziell und endete mit einem grossen Fest am Abend.»
Als negative Erinnerung bleibt ihm für immer der fatale Crash von Ayrton Senna. Der 3-fache Weltmeister aus Brasilien verunfallte beim GP in Imola 1994 tödlich. Bereits am Tag zuvor war im Qualifying mit Roland Ratzenberger ein Fahrer tödlich verunglückt.
Selbstbestimmter Abschluss
Nicht zuletzt wegen solcher Unfälle hat sich in der Formel 1 während Reinhards Zeit aber auch viel verändert. «Als ich angefangen habe, war in Monaco beispielsweise alles frei und man konnte von überall fotografieren. Es gab nur kniehohe Leitplanken. Heute ist natürlich alles eingezäunt und man hat als Fotograf nur einen Schlitz zur Verfügung», erklärt Reinhard.
Diese Schlitze seien auch immer am selben Ort und man könne die Perspektive und den Hintergrund kaum mehr bestimmen. Auch sonst wurde es dem Obwaldner nach fast 40 Jahren zu viel mit der Reiserei. «Ich wollte den Stecker immer selbst ziehen», so Reinhard, der nach der Saison 2016 mit der Formel 1 abgeschlossen hat. Und fügt an: «Den Zeitpunkt habe ich gut getroffen.»