Durch unzählige preisgekrönte Thriller hatte sich Alfred Hitchcock den Übernamen «Meister der Spannung» verdient. Am 2. November 2008 spielten sich beim Grossen Preis von Brasilien Szenen ab, da wäre selbst der Filmregisseur vor Neid grün angelaufen.
In der Hauptrolle an diesem verregneten Tag in Sao Paulo: Lewis Hamilton. Der damals 23-jährige Brite feierte seinen 1. Weltmeistertitel in einem beispiellosen und an Drama kaum zu überbietenden Rennen.
Der Regen bringt die Spannung
McLaren-Mercedes-Pilot Hamilton benötigte im letzten GP der Saison einen 5. Platz, um den WM-Kampf gegen Lokalmatador Felipe Massa für sich zu entscheiden. Scheinbar entspannt tuckerte er dem Ziel entgegen, bis rund 20 Minuten vor Schluss der Regen einsetzte und alle Fahrer zu einem Boxenstopp zwang.
Alle, bis auf den Deutschen Timo Glock, der auf einen Reifenwechsel verzichtete und dadurch vom 7. auf den 4. Rang vorpreschte. Zu allem Unheil zog 2 Runden vor Schluss auch noch Sebastian Vettel am Hamilton vorbei.
Ferrari: Vom 7. Himmel ins Tal der Tränen
Der WM-Titel war so gut wie futsch, denn ganz vorne gab sich Massa keine Blösse. Mit 13 Sekunden Vorsprung auf Fernando Alonso bretterte er über die Ziellinie – und dann gab’s kein Halten mehr: Die Ferrari-Box brach in totale Euphorie aus.
Teamchefs, Mechaniker, Familienangehörige: Alle lagen sie sich in den Armen wie auch die 90'000 Fans im Autodromo Jose Carlos Pace, die den 1. brasilianischen Weltmeister nach 17 Jahren und Ayrton Senna anbeteten. Sie alle hatten sich zu früh gefreut.
Vorbei an Glock, rein ins Glück
Hamilton bog zwar als Sechster auf die letzten 1200 Meter ein, doch Glock vor ihm wurde der Reifenpoker zum Verhängnis. Auf der durchnässten Strecke konnte er seinen Boliden kaum mehr unter Kontrolle halten.
Und dann geschah’s tatsächlich: 400 Meter vor der Ziellinie schob sich Hamilton auf Rang 5 vor, womit er der jüngste Weltmeister der Geschichte wurde. Diesen Rekord luchste ihm Sebastian Vettel 2 Jahre später ab.