SRF Sport: Schön Sie zu sehen, Kimi. Wie haben Sie die vergangenen drei Tage nach dem Rennen am Sonntag verbracht?
Kimi Räikkönen: Ich ging nach Hause, verbrachte Zeit mit meiner Familie. Dann stand noch der Corona-Test auf dem Programm, nun bin ich schon wieder zurück in Silverstone. Es war eine ziemlich kurze Zeit.
Half es, nach dem enttäuschenden GP Grossbritannien die Familie zu sehen?
Natürlich, das ist immer schön. Ich sehe sie nicht allzu oft. Die Kinder haben jeweils keine Freude, wenn ich wieder gehen muss. Aber so ist es nun mal.
Die Mechaniker von Alfa bewundern, wie sehr Sie das Team nach vorne pushen. Fühlen Sie sich nun, da der Bolide nicht so schnell wie gewünscht ist, umso mehr in der Pflicht, zu pushen, zu ermutigen?
Wir versuchen immer, schneller zu werden. Da spüre ich keinen Unterschied, es ist jedes Jahr gleich. Mit dem Speed sind wir in diesem Jahr noch nicht so weit, wie wir wollen. Aber wir müssen auch saubere Rennen fahren. Im ersten GP verloren wir ein Rad, im zweiten bremste uns die Kollision der Ferraris aus und in Ungarn kassierte ich eine Zeitstrafe, weil ich die Startposition falsch einnahm. Wir müssen erst diese Fehler ausmerzen, dann können wir auf den Speed schauen.
Sonst müssten wir zumindest auf Augenhöhe mit Ferrari sein.
Liegt die Schuld hauptsächlich am Antrieb?
Mit Sicherheit nicht. Vielleicht haben wir nicht den stärksten Antrieb, doch daran allein liegt es nicht. Sonst müssten wir zumindest auf Augenhöhe mit Ferrari sein. Der Motor ist nicht die ganze Geschichte, wir müssen auch uns bessern. Das Auto ist, wie es ist, und wir Fahrer müssen das Beste daraus machen.
Neues Rennen, neues Glück, höhere Temperaturen werden erwartet und weichere Reifen kommen zum Zug: ein kleiner Vorteil?
Ich weiss es nicht, es wird für alle gleich sein. Es kommt auch darauf an, ob wir einen oder zwei Boxenstopps einlegen. Wir müssen sehen, wie die Bedingungen auf der Strecke sind und treffen dann hoffentlich die richtigen Entscheidungen.
Ihr Kontrakt läuft Ende Jahr aus. Doch in Ungarn sah man beim Start, dass das Feuer in Ihnen noch brennt …
Ja, das ist bei uns allen so – egal in welchem Team. Je besser du es machst, desto mehr Spass macht es allen. Das ist normal. Natürlich leiden wir, wenn wir nicht so schnell sind, wie wir wollen. Dennoch ist es immer das Ziel, das Maximum aus dem Auto herauszuholen. Es ist Teil des Spiels, wir versuchen uns immer zu steigern. Die Resultate allein diktieren nicht, was passiert. Ich habe mit dem Team noch nicht über die Zukunft gesprochen.
Beim GP Russland werden Sie Rubens Barrichellos Rekord von 323 Rennen brechen. Hätten Sie das 2001 in Australien geglaubt, wenn ich Ihnen damals erzählt hätte: Sie werden auch in 19 Jahren noch fahren?
Ganz sicher nicht. Ich bin schon einmal aus der Formel 1 ausgestiegen. Ich hatte nie langfristige Zukunftspläne, habe stets von Jahr zu Jahr geschaut.
Apropos Zukunft: Ihre Frau Minttu postete in den sozialen Medien, dass Ihr Sohn Robin im Kart bereits schneller war als Sie. Stimmt das?
Naja, zu meiner Verteidigung: Ich hatte einen gemieteten Kart (lacht). Als Coach sehe ich mich nicht, sondern einfach als Vater. Ich will, dass er Spass hat. Wenn er meine Hilfe will, kann er immer fragen. Vielleicht will er Rennen fahren, wenn er älter ist. Dann können wir spezifisch daran arbeiten. Im Moment zählt aber der Spass.
Und wie steht es mit Ihrem Töchterchen Rianna? Hat sie schon Interesse am Kartfahren gezeigt? Es braucht mehr Frauen im Motorsport!
Sie darf auf meinem Schoss mitfahren. Das geniesst sie sehr. Wenn sie grösser wird, darf sie dann mit Robins altem Kart fahren. Ich bin sicher, dass sie es sehr mögen wird. Auch auf dem Motocross hat sie jede Menge Spass.