Trotz eines Anschlags jemenitischer Rebellen in Sicht- und Reichweite des Jeddah Corniche Circuit soll das zweite Saisonrennen der Formel 1 wie geplant am Sonntag über die Bühne gehen. Dies teilten Formel 1 und Automobil-Weltverband FIA mit.
Diskussionen über Boykott
Die Piloten, die bis tief in die Nacht allem Anschein nach auch über einen Boykott diskutiert hatten, machen zähneknirschend mit bei der Show. In einer Stellungnahme bezeichnete die Fahrervereinigung GPDA den Freitag als «schwierigen Tag für die Formel 1 und einem stressigen für die Formel-1-Fahrer».
Mit der Rauchwolke vor Augen sei es schwierig gewesen, voll fokussiert auf das Rennfahren auf der gefährlichen Hochgeschwindigkeitsstrecke zu bleiben, erklärten die Piloten um Weltmeister Max Verstappen und Rekordchampion Lewis Hamilton. Deswegen habe man sich bis in die Nacht ausgetauscht. Dabei sei eine «Vielzahl von Optionen» diskutiert worden, wie es vielsagend heisst.
Erst nachdem saudi-arabische Regierungsvertreter erklärt hätten, die Sicherheitsmassnahmen würden «auf ein Maximum hochgefahren», seien die Piloten zur Entscheidung gekommen, wie geplant ins Auto zu steigen. Nach dem Angriff jemenitischer Huthi-Rebellen auf eine Ölraffinerie in Sichtweite des Kurses war im 1. freien Training eine grosse Rauchwolke zu sehen. Das 2. Training startete mit einer Viertelstunde Verspätung, die folgenden Medientermine wurden allesamt gestrichen. Es begann ein Gesprächsmarathon zwischen der Formel 1, der FIA, den Teamchefs, den Fahrern und der saudischen Seite.
«Let's race»: Keine Zweifel bei Teamchefs
Die saudischen Sicherheitsbehörden hätten «umfassend und detailliert versichert, dass die Veranstaltung sicher ist», erklärten Formel 1 und FIA in ihrem gemeinsamen Statement am Samstag. Doch die Top-Funktionäre hatten ohnehin nie einen Zweifel gelassen, den GP im umstrittenen und wirtschaftlich potenten Ölstaat durchzuziehen. «Wir haben die volle Zusicherung erhalten, dass für das Land die Sicherheit an erster Stelle steht», erklärte Formel-1-Geschäftsführer Stefano Domenicali. Mehrere Teamchefs sagten wie selbstverständlich: «Wir fahren.»
Auch FIA-Boss Ben Sulayem versuchte zu beschwichtigen: «Worauf zielen die Huthis? Auf die wirtschaftliche Infrastruktur, nicht auf Zivilisten und nicht auf die Rennstrecke.» Man habe «die Fakten geprüft und auf hoher Ebene die Zusicherung, dass dieser Ort sicher ist».
Die Piloten sahen das offenbar anders – und damit waren sie nicht allein. «Wie unpassend ist das? Kein Grund zur Beunruhigung. Das Rennen läuft. (...) Die Formel 1 spielt buchstäblich mit dem Feuer», schrieb Ex-Weltmeister Damon Hill bei Twitter.