«Ich freue mich sagen zu können, dass ich 2026 weiterhin für Aprilia fahre.» Jorge Martin macht diese Ankündigung an der Medienkonferenz im Vorfeld des GP Tschechien, wo er sein lang erwartetes Comeback gibt. Aber dass dies eine «Freude» ist, glaubt ihm kaum jemand.
Zu lange hatte der öffentlich ausgetragene Streit zwischen dem 27-jährigen Spanier und seinem Arbeitgeber über die Vertragssituation gedauert. Der MotoGP-Titelverteidiger wollte unter Berufung auf eine Klausel vorzeitig aus dem bis Ende 2026 dauernden Kontrakt aussteigen, das Aprilia-Werksteam beharrte auf einer Erfüllung.
Mit Professionalität, Charme und der richtigen Dosis Emotionalität gelingt es Martin aber, die Niederlage im Vertragspoker zumindest in ein Unentschieden umzudeuten.
Comeback mit Rang 11 im Sprint
«Ich hätte diesen Streit weiterziehen können. Aber man muss im Leben Entscheidungen treffen. Aprilia und Marco (Teamkollege Bezzecchi, Anm. d. Red.) machen einen fantastischen Job. Ich bin kein Idiot. Ich sehe, dass wir viel Potenzial haben.» Im Qualifying in Brünn reicht es ihm zu Platz 12, eine Sekunde hinter Bezzecchi (4.), im Sprint wurde er 11.
In einem Interview nach dem Medientermin räumte Martin ein, dass er «nicht an diese Pressekonferenz gehen wollte». Er habe aber von Kindsbeinen auf gelernt, dass man sich seinen Problemen stellen müsse.
Grosse Zweifel
Martin berichtet auch über sein schwieriges erstes Halbjahr 2025. Dreimal war der 27-Jährige, der auf dieses Jahr hin von Ducati zu Aprilia gewechselt hatte, schwer gestürzt. Bei zwei Stürzen in Testfahrten verletzte er sich am Handgelenk. Bei seinem Saisondebüt in Katar wurde er nach einem Fahrfehler von einem Konkurrenten gerammt. Dabei erlitt er schwere Oberkörperverletzungen (Hämopneumothorax und elf gebrochene Rippen).
«Die zwei Wochen nach Katar waren schrecklich, ein Albtraum», sagt Martin. «Ich begann mehr und mehr zu zweifeln, an meiner Zukunft, an mir selbst.» Stockend gibt er zu: «Nur meine Freundin und mein Vater wussten, wie es mir körperlich und mental ging.»
All dies scheint nun überwunden: Ihm gehe es gut, er fühle sich bereit. «Ich bin hier, um Rennen zu fahren, nicht bloss um Runden zu drehen.» Wichtig sei ihm gewesen, die Vertragssituation vor seinem Comeback zu klären. Dass Teamkollege Bezzecchi jüngst gezeigt hat, dass die Aprilia konkurrenzfähig ist (1. in Silverstone, 2. in Assen), dürfte es Martin erleichtert haben, im Ausstiegsknatsch die Waffen zu strecken.