Der 29. Mai 2021, ein Samstag. Die Fahrer der Moto3-Kategorie duellieren sich im Qualifying um die besten Startplätze am Sonntag. Ort der Szenerie ist Mugello, die Landschaft nördlich von Florenz ist untrennbar mit über 100-jähriger Tradition im Motorsport verbunden. Noch an diesem Tag soll Mugello jedoch Schauplatz einer Tragödie werden.
Denn in jenem Qualifying erleidet Jason Dupasquier einen schweren Unfall. Der junge Westschweizer ist voller Hoffnung in den Norden der Toskana gereist. Blieb der talentierte Freiburger in seiner Premierensaison noch ohne einen Zähler, ist er in seinem 2. Rennjahr in jedem der 5 bisherigen GP in die Punkteränge gefahren.
Doch dann passiert der erwähnte Sturz – es ist Dupasquiers erster in jener Saison. Er kommt mit seiner KTM kurz vor dem Ende nach dem Ausgang der Hochgeschwindigkeitskurve «Arrabbiata 2» zu Fall. Am Boden liegend wird er von Ayumu Sasaki und Jeremy Alcoba getroffen. Ein Helikopter bringt Dupasquier mit schweren Kopfverletzungen und einem Polytrauma ins Uni-Spital Careggi. Dort erliegt er einen Tag später mit nicht einmal 20 Jahren seinen Verletzungen.
Ein Jahr später kehrt der Fahrertross zu Rennzwecken nach Mugello zurück. Natürlich stehen die grossen Preise unter dem Zeichen der Erinnerung an ein Motorrad-Talent, das viel zu jung verstarb. Dupasquiers ehemaliges Team, PrüstelGP, legt an der Unfallstelle Blumen nieder. MotoGP-Weltmeister Fabio Quartararo bestreitet seine Auslaufrunde mit einer Flagge zu Ehren des Schweizers.
Tom Lüthi, im Vorjahr noch als Moto2-Pilot vor Ort und nun als Prüstel-Teammanager und SRF-Experte im Einsatz, erlebt eine emotionale Rückkehr: «Es war natürlich nicht leicht. Es hat viele Gefühle und Erinnerungen ausgelöst.» Lüthi betont aber: «Darunter waren auch viele positive Erinnerungen, wie ich Spass hatte mit Jason.» Das Prüstel-Team sei geschlossen zum Ort des Dramas geschritten, das habe geholfen.
Der Mai, so erzählt Jasons Vater Philippe Dupasquier in der Tribune de Genève , sei besonders kompliziert. Denn es sei der Monat der letzten Erinnerungen an seinen lebenden Sohn. Vater Dupasquier hat wie auch Jasons jüngerer Bruder Bryan dem Motorsport kurz nach der Tragödie den Rücken gekehrt.
Jason Dupasquier ist vor einem Jahr gegangen, nicht aber die Erinnerungen an ihn. Und so werden die Rennteams bei jeder Rückkehr nach Mugello an den Schweizer zurückdenken, an ein sympathisches Talent, das am Anfang einer grossen Karriere stand.