Zum Inhalt springen

Header

Inhalt

Mit der inneren Uhr zu WM-Gold Holdener kann es auch mit etwas mehr Druck

Was löst der erneute WM-Titel in der Kombination bei Wendy Holdener aus? Stolz, Erleichterung und eine Befreiung.

Im Sport gibt es selten eine zweite Chance. Wendy Holdener, die Frau für grosse Stunden, wäre auch nicht darauf angewiesen. Beim 3. Grossanlass in Folge räumte sie mit beeindruckender Lockerheit Gold (und einiges dazu) ab: den Kombi-WM-Titel 2017 sowie nun 2019 in Are plus dazwischen einen kompletten Medaillensatz inkl. Team-Gold bei den Winterspielen.

In Vreni Schneiders Spuren

Box aufklappen Box zuklappen

30 Jahre hat es keine Schweizer Skirennfahrerin mehr geschafft, einen WM-Titel zu verteidigen. Letztmals gelang das Double Vreni Schneider im Riesenslalom bei den Weltmeisterschaften 1987 und 1989. In Wendy Holdener fand die heute 54-jährige Glarnerin eine würdige Nachfolgerin.

Zwei Anläufe braucht Holdener hingegen beim ersten Siegerinterview mit dem Radioreporter von SRF Sport. Nach dem dritten Wort verhaspelt sie sich: «Können wir bitte nochmals anfangen?» Es folgt schallendes Gelächter.

Es gibt Momente, da stellt man sich vor wie es ist, wieder Gold zu gewinnen. Solche Gedanken gehören am Start aber ausgeblendet.»
Autor: Wendy Holdener Doppel-Weltmeisterin in der Kombination

Ab sofort sprudelt es heraus aus der Schwyzerin. Sie rekapituliert: «Eigentlich lief alles nach Plan. Ich hatte diese innere Überzeugung.» Weil die Swiss-Ski-Athletin allerdings im ersten Wettkampfteil, der Abfahrt, nicht mehr so bestechend fuhr wie im Training, baute sie für das Finale mehr Spannung auf als ihr lieb war.

Knapp und laut: Parallelen zu St. Moritz

«Der Druck war vor der Entscheidung doch grösser», gibt sie zu und ergänzt, «aber für mich war es das Signal, Vollgas zu geben.» Es war eine Medaille mit Ansage, aber auch eine nach einer Gratwanderung. Denn die 25-Jährige sagt ebenso: «Es gibt Momente, da stellt man sich vor wie es ist, wieder Gold zu gewinnen. Solche Gedanken gehören am Start aber ausgeblendet.»

Aus 3 Zehnteln Vorsprung wurden es bis ins Ziel noch 3 Hundertstel auf Petra Vlhova (Slk). Damals vor 2 Jahren beim Heim-Triumph betrug die Reserve auf Teamkollegin Michelle Gisin ebenfalls die Winzigkeit von 0,05 Sekunden.

Die Schwyzerin bekam erst mit leichter Verzögerung mit, dass «alle wie wild am Toben» sind. Natürlich habe sie die Kulisse in St. Moritz «noch etwas mehr weggehauen.» Dennoch gab es nebst dem knappen Zeitabstand auch in dieser Hinsicht Parallelen: Denn im Zielraum sorgten in diesem Moment primär die mitgereisten Schweizer Fans für Stimmung.

Video
So erlebte Holdeners Fanklub das Kombi-Rennen
Aus åre aktuell vom 08.02.2019.
abspielen. Laufzeit 4 Minuten 21 Sekunden.

Grosser Support vor Ort

Alleine aus Holdeners Heimat Unteriberg war ein 30-köpfiger Fanclub angereist. 5 Familienmitglieder fieberten vor Ort mit: die Eltern, Bruder Kevin, sowie Tante und Onkel.

Zwischen den Läufen gibts nie Kontakt – die Fahrerin wünscht absolute Ruhe. Und auch hinterher dauert es eine Weile, bis es im House of Switzerland zu einer Begegnung kommt. Für Tante Beata Holdener sind es der «unabdingbare Wille und die positive Ausstrahlung», was die Stärke ihrer Nichte ausmacht.

Cheftrainer Beat Tschuor adelt seinen Schützling mit den folgenden Worten: «Ich bin beeindruckt, aber nicht erstaunt. Sie hat das souverän verwaltet, ihre innere Uhr funktionierte mal wieder.»

Video
Das komplette Interview mit Beat Tschuor
Aus sportlive vom 08.02.2019.
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 12 Sekunden.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 08.02.2019 11:05 / 16:00 Uhr

Meistgelesene Artikel