«Dai Fede, dai!», ruft Maria Rosa Quario im Zielbereich, als der Speaker im Super-G die Nummer 17 ankündigt. Es handelt sich dabei um Federica Brignone, ihre Tochter. «Viel ist nicht mehr möglich, das Licht ist leider schlecht geworden», sagt die 57-Jährige fast schon verzweifelt. «Mamma, hör auf! Stell dir vor, ‹Fede› würde am Start so denken!», entgegnet Bruder Davide, der mindestens genauso nervös ist wie seine Mutter.
Noch weitere Chancen
Im oberen Teil hält Brignone, die nach dem Sturz von Lindsey Vonn lange auf ihren Start warten muss, gut mit. Nach einem Fehler fällt sie aber noch auf den 10. Platz zurück. «Schade», seufzt Quario, «aber ihre Rennen kommen erst noch.»
Die Italienerin weiss, wovon sie spricht. Quario war selbst Skirennfahrerin und gewann in den 80er Jahren vier Slalomrennen. Zum insgesamt 18. Mal ist sie an Weltmeisterschaften dabei, 3 Mal davon als Athletin, seither als freischaffende Journalistin. Und natürlich immer auch als Mutter.
Ein Sturz kann immer passieren. Auch sonst lauern im Leben überall Gefahren.
Tochter Federica hat ihr dabei schon den einen oder anderen bangen Moment beschert. Erst kürzlich stürzte die 28-Jährige in Garmisch, bereits im Dezember in St. Moritz hatte sie einen heftigen Crash zu verzeichnen. «Das ist als Mutter nie einfach. Aber so etwas kann immer passieren. Auch sonst lauern im Leben überall Gefahren», sagt Quario mit der Lockerheit einer ehemaligen Skirennfahrerin.
Immer Action mit Brignone
Federica lacht, als sie auf ihren riskanten Fahrstil angesprochen wird. War sie schon immer so? «Als Kind war ich noch viel schlimmer!», verrät die Frohnatur. «Als ich jünger war, habe ich noch viel mehr riskiert, ich bin ständig hingefallen. Mittlerweile bin ich vernünftiger geworden, sonst würde es mir Ende Saison wohl nicht mehr so gut gehen», schmunzelt die 9-fache Weltcupsiegerin.
In Are hat Brignone noch einiges vor. In der Kombination und insbesondere im Riesenslalom gehört sie zu den Medaillen-Kandidatinnen. Mitfiebern wird dann auch wieder Mamma Maria Rosa – und anschliessend als Journalistin ein Interview mit ihrer Tochter führen? «Ich bin zwar objektiv», lacht sie, «aber in solchen Fällen bevorzuge ich es, über Männerrennen zu berichten.»
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 5.2.19, 12 Uhr