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Wie Are zu seiner WM-Piste kam Einst Kartoffelacker – heute WM-Zielraum

Es war eine Schnapsidee: 1983 in den frühen Morgenstunden wurde in Are ein Kartoffelfeld für eine Abfahrtsstrecke frei gegeben. Aktuell findet darauf die 2. WM statt.

Are trug seine erste von bis heute drei Alpin-Weltmeisterschaften 1954 aus. Der Ski-Boom erfasste den 1400-Seelen-Wintersportort in Mittelschweden aber erst deutlich später. 1975 läutete der Bau der grossen Seilbahn «Kabinbanan», die über 60 Meter hohe Masten fährt, eine neue Ära ein.

Was lange fehlte, war ein weiteres Herzstück: Eine Abfahrtsstrecke, auf der Rennen stattfinden konnten. Heinz Erlbacher, ein zugezogener Österreicher, erinnert sich: «Man debattierte immer wieder über den geeigneten Standort. Es wurden Varianten geprüft und Vorschläge verworfen.»

So schnell kann es zur Zweckentfremdung kommen

Der heute 75-jährige Erlbacher besass zu diesem Zeitpunkt einen Kilometer ausserhalb von Are ein grosses Grundstück mit Hotel und Bauernhof. Was sich wie eine Schnapsidee anhört, ereignete sich im Juni 1983 um die Mittsommerwende herum tatsächlich.

Heinz Erlbacher sitzt auf einem Holzbank und zeigt auf ein Gemälde.
Legende: So wars einmal Heinz Erlbacher zeigt auf ein Gemälde, das den früheren Zielraum abbildet. SRF

«Wir sassen zusammen mit dem Seilbahn-Chef und Vertretern des lokalen Touristenverbandes in unserer Stube», erzählt Erlbacher. Es wurden Ideen gesponnen, gegessen, getrunken. In der Rückblende spricht der heutige Rentner von einem feuchtfröhlichen Abend. «Irgendwann gingen wir vor unser Haus, die Nacht war sternenklar, und wir definierten unser Kartoffelfeld als künftigen Zielbereich der Abfahrt.»

Keiner hätte es erwartet, aber Peter Müller hat es ganz übel gebrezelt.
Autor: Heinz Erlbacher

Kurz darauf wurden die Pläne ausgereift, musste eine Scheune dafür weichen. Bernhard Russi erbaute am Areskutan die Piste «Störtloppet». 1985 fand auf Stufe Weltcup die Einweihung statt. Aufgrund der fehlenden Steilheit wurde die Strecke von vielen Athleten als zu simpel taxiert. «Vor allem im Lager der Österreicher und der Schweizer war der Aufschrei gross», berichtet Erlbacher.

Auch die Stars sind nicht vor einem Sturz gefeit

Und dann erzählt er uns mit einem Schmunzeln auch noch diese Geschichten: «Keiner hätte es erwartet, aber 1985 beim ersten Rennen hat es Peter Müller in einem Flachstück oberhalb von ‹Cafe Olympia› ganz übel gebrezelt. Auch Hermann Maier ist später das gleiche Schicksal widerfahren. Das kann eben auch bei grossen Kanonen vorkommen.»

Sendebezug: SRF zwei, «are aktuell», 11.02.2019 18:20 Uhr

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