«Wir bewegen uns nicht in die richtige Richtung»: FIS-Renndirektor Markus Waldner sieht die aktuellsten Entwicklungen im alpinen Ski-Sport kritisch. Der Südtiroler fordert Anpassungen beim Rennkalender und beim Material, auch um das Verletzungsrisiko zu reduzieren. Ansonsten drohe ein Zuschauerschwund, warnt er. Die wichtigsten Aussagen Waldners im SRF-Saisonrückblick-Interview:
- Über die Wetterkapriolen im Saisonverlauf: «Den Klimawandel haben wir heuer zu spüren bekommen. Wir hatten vom ersten Rennen an ziemlich viel Pech. Ich glaube, leider werden wir in Zukunft solche Phänomene immer mehr erleben. Häufig waren heuer die extremen Wechsel: In Kitzbühel war es minus 15 Grad, zwei Tage später in Schladming plus 15. Wir müssen uns darauf einstellen, dass die Bedingungen nicht immer den hohen Erwartungen entsprechen.»
13 Abfahrten – ein Wahnsinn. 13 Slaloms – ein Wahnsinn.
- Über den Weltcup-Kalender: «Mit einer guten Kalenderplanung kann man das Risiko reduzieren. Vor allem für den Saisonbeginn ist es wichtig zu schauen, wo eine hohe Schneegarantie besteht. Der Kalender war von Anfang an nicht optimal und überladen. 13 Abfahrten – ein Wahnsinn. 13 Slaloms – ein Wahnsinn. Wenn das Finale gefahren werden kann, haben wir 10 Slaloms, 10 Riesenslaloms, 9 Abfahrten und 7 Super-G. Das ist eine gute Anzahl. Zeit für Regeneration und das Vermeiden einer Übersättigung sind weitere Gründe gegen eine zu hohe Anzahl Rennen.»
- Über die Rennen in Zermatt: «Das ist eine heikle Frage. Meines Wissens schlagen die FISI (italienischer Verband) und Swiss-Ski vor, die Rennen im Kalender zu behalten, sofern die Versicherungsfrage geklärt wird. Man wird schauen müssen, ob das sinnvoll ist oder nicht. Die Läufer haben sich eigentlich ziemlich dagegen ausgesprochen.»
- Über die Verletzungsserie: «Dieses Thema wurde heuer akut, weil es hauptsächlich Top-Stars erwischt hat, sowohl auf der Damen- als auch auf der Herren-Seite. Verletzungen gibt es aber jedes Jahr. Unsere Aufgabe ist es, die Zahl der Verletzungen zu reduzieren, auch auf Juniorenstufe. Die Strecken werden aus Fairness-Gründen sehr hart präpariert, die Skier entwickeln sich entsprechend, die Athleten pushen ans Limit – das Gesamtpaket wird extrem aggressiv. Man muss aber jeden Unfall einzeln betrachten.»
- Über den Trend im alpinen Skisport: «Wir bewegen uns nicht in die richtige Richtung. Wir müssen aus Fehlern lernen und die Anpassungen umsetzen – beim Kalender, beim Material. Schnittfeste Unterwäsche habe ich schon vor acht Jahren gefordert. Der Airbag ist auf der Agenda. Auch die Bindungsplatten muss man anschauen. Die Innenlage im Riesenslalom wird immer extremer. Karbon-Einlagen, Karbon-Socken – da müssen wir scharf eingreifen und gewisse Entwicklungen blockieren.»