Aus Schweizer Sicht kann man äusserst zufrieden auf den Auftakt in den Ski-Winter zurückblicken. Lara Gut-Behrami lancierte ihre Abschiedssaison am Samstag mit einem Podestplatz, ehe Marco Odermatt am Sonntag eindrücklich unter Beweis stellte, dass er im «Riesen» noch immer derjenige ist, den es zu schlagen gilt.
Beim Saisonauftakt auf dem Rettenbachgletscher gehörte das Rampenlicht aber nicht nur den beiden Schweizer Aushängeschildern. Auch Österreich und die US-Frauen meldeten zum Beginn der Olympia-Saison ihre Ambitionen an:
- Marco Schwarz und die Austria-Männer
Fast zwei Jahre lang stand der Österreicher Marco Schwarz nicht mehr auf einem Weltcup-Podest. Das lag nicht an den unbestrittenen Qualitäten des 30-jährigen Allrounders aus Kärnten. Im Dezember 2023 riss sich Schwarz als Führender im Gesamtweltcup in Bormio das Kreuzband und den Meniskus im rechten Knie und zog sich einen Knorpelschaden zu. Auch nach der Rückkehr ins Renngeschehen nach einjähriger Zwangspause war Geduld gefragt. Im ersten Rennen des Olympia-Winters meldete sich der potenzielle Gegner von Odermatt im Gesamtweltcup nun eindrücklich zurück im Kreis der Siegesanwärter.
Mit Schwarz in alter Stärke wird das Austria-Team der Männer erfolgreicher auftreten als in der Vorsaison, als Lukas Feurstein im Super-G in Sun Valley für den einzigen Saisonsieg seines Teams im Weltcup sorgte. Nicht nur Schwarz präsentierte sich am Sonntag erstarkt: Stefan Brennsteiner (4.) fehlten 12 Hundertstel zum Podest, Weltmeister Raphael Haaser wurde Sechster.
- Österreichs neue Hoffnungsträgerin
Neuneinhalb Jahre lang hat keine Österreicherin einen Weltcup-Riesenslalom gewonnen, am Samstag brach Julia Scheib den Bann. Glaubt man den Schilderungen aus den Trainings, dürfte Scheib in diesem Winter regelmässiger um Siege fahren.
Dass dies erst mit 27 Jahren der Fall ist, liegt wohl primär an Verletzungen: Schon als 16-Jährige erlitt Scheib ihren ersten Kreuzband- und Meniskusriss. 2019 setzte sie das Pfeiffersche Drüsenfieber für einige Zeit ausser Gefecht, ein Jahr später eine Coronavirus-Infektion. 2021 folgte der nächste und bisher schwerste Rückschlag mit einem erneuten Totalschaden im Knie. Nach dem zweiten Kreuzbandriss dauerte es fast zwei Jahre bis zum Comeback.
- Aufgepasst auf die Amerikanerinnen!
Paula Moltzan Zweite, Mikaela Shiffrin Vierte, Nina O'Brien Sechste, dazu auch Katie Hensien (12.) und AJ Hurt (13.) in den Top 15 und insgesamt 6 Athletinnen im zweiten Lauf: Die US-Frauen lancierten die Saison mit einem Ausrufezeichen. Mit so vielen Fahrerinnen war das US-Team letztmals 1992 in Park City in einem zweiten Riesenslalom-Lauf vertreten. Drei Fahrerinnen in den Top 6 versprechen einiges im weiteren Saisonverlauf, Shiffrin als Alleinunterhalterin – das war einmal.
Nach ihrer komplizierten letzten Saison – Shiffrin verletzte sich Ende November bei einem Sturz in Killington und fuhr nach der Rückkehr zunächst nur im Slalom um Siege – ist die Rekord-Weltcupsiegerin auch im Riesenslalom wieder angriffig unterwegs. Platz 4 mit Startnummer 20 dürfte nur der Anfang sein.
Beim Saisonauftakt profitierten die Amerikanerinnen von einem Deal mit dem Austria-Team. So konnten sie im Vorfeld gemeinsam mit den Österreicherinnen in Sölden trainieren. Im Gegenzug werden die Österreicherinnen im November in Copper Mountain mit den USA trainieren und exklusiven Zugang zu Pisten bekommen.