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FIS-Präsident nimmt Stellung Eliasch: «Es geht nicht um Beliebtheit»

Der FIS-Präsident spricht über die Zermatt-Rennen, Nachhaltigkeit im Skisport und Kritik an seiner Person.

Als Präsident des internationalen Ski-Verbands FIS hat sich Johan Eliasch nicht nur Freunde gemacht. Immer wieder sieht sich der Schwede Kritik ausgesetzt. Sei es wegen des überfrachteten Rennkalenders mit mehreren Abstechern nach Nordamerika, wegen seinen Vorstellungen, auch Rennen in China, Südamerika oder in einer Skihalle in Dubai auszutragen, oder der fehlenden Nachhaltigkeit in seinen ambitionierten Plänen.

Im Interview mit SRF nimmt Eliasch Stellung ...

... zum Rennkalender

Aufgrund diverser Renn-Absagen zu Beginn der Saison war das Programm gerade Mitte Dezember mit 5 Rennen in 5 Tagen in Gröden und Alta Badia sowie Mitte Januar in Wengen mit 4 Rennen in 4 Tagen dicht gedrängt.

Eliasch stellt klar, dass er nicht anstrebt, künftig noch mehr Rennen in den Kalender zu packen. Mehr als 45 wie in dieser Saison sollen es nicht werden. «In Sachen Quantität sind wir am Limit», sagt er.

Trotzdem will Eliasch aber seine Expansionspläne vorantreiben und neue Märkte erschliessen. «Es gibt sicher Möglichkeiten in Asien, hauptsächlich in China, wo bereits die Olympischen Spiele stattgefunden haben», so Eliasch. «Wenn wir Nacht-Events in China veranstalten, können wir sie in Europa den Tag durch verfolgen.»

... zu den Zermatt-Rennen

Gerade die Zermatt-Rennen, die nun zweimal in Folge aufgrund schlechter Witterungsbedingungen und zu viel Wind abgesagt werden mussten, gelten als Paradebeispiel, einen neuen Austragungsort trotz ungünstiger Voraussetzungen zu erzwingen.

Im November sind die Verhältnisse in Zermatt im Normalfall schlechter als beispielsweise im März oder April. Warum hält man dennoch am Termin fest? «In den letzten beiden Jahren hatten wir grosses Pech», sagt Eliasch und gibt zu bedenken, dass beispielsweise auch in Beaver Creek alle Rennen abgesagt werden mussten.

«Vom Standpunkt der Wetter-Wahrscheinlichkeit haben wir gute Chancen, dass es nächstes Mal besser läuft. Es gibt keine Zweifel, dass sich das Konzept mit Start in der Schweiz und Ziel in Italien mit dem Matterhorn im Hintergrund auszahlen wird.»

Eliasch kann sich aber gut vorstellen, den Start in den Winter künftig hinauszuzögern und dafür die Saison um 1 bis 2 Wochen zu verlängern.

... zu Klimawandel und Nachhaltigkeit

«Nachhaltigkeit ist eine absolute Notwendigkeit für unseren Planeten und für unseren Sport», sagt Eliasch. Als Organisation wie die FIS müsse man sich seiner Verantwortung bewusst sein. Doch wie passt das beispielsweise mit den zusätzlichen Reisen nach Nordamerika oder der geplanten Expansion nach China zusammen?

«Hier müssen wir den globalen Fussabdruck berücksichtigen», sagt Eliasch. «Wenn wir nach Schladming gehen, haben wir 30'000 Zuschauer. Der Fussabdruck des Rennens in Schladming ist viel grösser als bei den Rennen in Aspen, wenn man die Fussabdrücke der Zuschauer addiert. Wenn der Fussabdruck das Kriterium ist, kannst du generell immer über das Reisen diskutieren.»

... zu persönlicher Kritik

Mit seinen Zukunftsvisionen zog Eliasch mehrfach den Zorn der grösseren Skiverbände wie jenem der Schweiz oder Österreich auf sich. Der Vorwurf lautete meist, dass Eliasch stur und kritikunfähig sei und viele Entscheidungen im Alleingang treffe.

Dem widerspricht Eliasch entschieden – explizit was den Rennkalender angehe. Da kümmere sich eine grosse Gruppe darum und letztlich werde der Kalender vom FIS-Council abgesegnet. «Das hat sich nicht verändert, seit ich FIS-Präsident wurde. Ich entscheide nicht selber.»

Sein Mandat als Präsident sei es, die FIS zu modernisieren. «Und genau das versuche ich zu tun. Ich tue das für alle Verbände, die der FIS angeschlossen sind. Ich tue das nicht, damit ich Goldmedaillen in den Schweizer, deutschen oder österreichischen Medien gewinne. Es geht nicht um Beliebtheit, sondern darum, das Richtige zu machen für den Sport.»

Radio SRF 1, Abendbulletin, 24.01.2024, 18:45 Uhr ; 

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