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Vail 2015 Gold - und die Rechnung ist beglichen

Patrick Küngs Auftritte an Titelkämpfen waren bis zu dieser WM keine Highlights. Immer kam etwas dazwischen, immer scheiterte er. Umso grösser ist die Genugtuung nach Gold in der Abfahrt.

Und plötzlich ist der Dezember weit weg. Von den 5 Rennen in diesem Monat erreichte Patrick Küng dreimal das Ziel nicht, hinzu kamen ein 9. und ein 21. Rang. Zuvor hatten ihm die Trainer attestiert, nochmals Fortschritte gemacht zu haben. Die Saisonvorbereitung war gut verlaufen - doch dann diese Rückschläge.

«Der Dezember hat mich ein wenig aus dem Rhythmus gebracht», weiss auch Küng. Aber genauso wusste er, dass seine Form da ist. Es kam der Januar und mit ihm der Aufwärtstrend. 4. in Wengen, 7. und 8. in Kitzbühel - das Vertrauen war zurück. Der Titel in Beaver Creek die Krönung.

Die Parallele zu Gisin

Wie weggewischt sind auch die Erinnerungen an die bisherigen Grossanlässe. «Die gingen in den letzten Jahren ‹hintenraus›», so Küng, «und zwar wortwörtlich». Gemeint sind damit die Magen-Darm-Probleme in Sotschi, die ihn in seiner bis dahin besten Saison an einem Erfolg hinderten. Oder die Grippe an der WM 2011. «Deshalb ist das nun eine grosse Genugtuung. Es ist einfach nur perfekt.»

Noch zu Beginn der Woche hatte nicht viel auf einen Exploit des Glarners hingewiesen. Den 16. Rang im Super-G bezeichnete er als eine «Enttäuschung». Dann musste er im letzten Training die interne Qualifikation bestreiten - wie schon 2010 bei den Olympischen Spielen in Vancouver, als er scheiterte. Wie auch schon Dominique Gisin in Sotschi. Beide setzten sich durch, zuerst intern, dann gegen die gesamte Konkurrenz.

Die Aufforderung von Feuz

Vom grossen Erfolg überzeugt war Küng vor dem Rennen nicht. Sein Gefühl sei nicht sonderlich gut gewesen. Teamkollege Beat Feuz forderte ihn auf: «Fahr mal ‹gescheit› runter, nicht so lasch wie die letzten Male, nicht mit Andriften.» Nach dem Rennen kam der Bronzegewinner zur nicht ganz ernstgemeinten Einsicht: «Das nächste Mal sage ich nichts mehr.»

Gold und Bronze in der WM-Abfahrt für die Schweiz resultierte letztmals 1991 (Franz Heinzer und Daniel Mahrer). «Es ist ein grosser Tag für die Schweiz, für mich», so der sichtlich gelöste Küng. «Es ist nicht einfach als Schweizer. Der Druck im eigenen Land ist immer gross. Jetzt stehen wir zu zweit auf dem Podest. Fantastisch.»

Die Sorge eines Weltmeisters

Euphorisch war die Stimmung bereits im Zielraum gewesen. Küng deckte seine Trainer mit einer Champagner-Dusche ein, gab später dem WM-Veranstalter ein Interview. Dabei wechselte er in seinen Antworten zwischen englisch und deutsch. Er bemerkte sein Malheur und lachte laut heraus.

Vergessen waren die Rückschläge, verdrängt die Probleme bei Grossanlässen. Er hat es allen bewiesen. Dass sein Heimflug aber bereits für Sonntag gebucht ist, beschäftigte ihn. Er hatte schon grössere Sorgen.

Sendebezug: sportlive, SRF zwei, 7.2.15, 18:30 Uhr

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