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Vail 2015 Shiffrin: Die Beste - aber nicht beim Jubeln

Sie hatte sich darauf vorbereitet. Und sie wollte es zelebrieren. Doch nach der Zieleinfahrt ging bei Mikaels Shiffrin nichts mehr. Zum ersten und einzigen Mal wirkte sie beim WM-Slalom ratlos und überfordert. Sie versprach Besserung.

Nur 24 Stunden nach Ted Ligetys Goldfahrt bebt das Red-Tail-Stadion in Beaver Creek erneut. «USA, USA, USA» - tönt es aus tausenden Kehlen. Halbzeitleaderin Mikaela Shiffrin ist unterwegs, die Einheimische aus Vail, der 19-jährige Superstar.

Die Spannung ist kaum zu überbieten. Shiffrin büsst ihren Vorsprung aus Lauf 1 ein, liegt bei jeder Zwischenzeit einen Hauch hinter der führenden Frida Hansdotter. Doch sie dreht im unteren Teil mächtig auf und fährt zum WM-Titel. Die Zuschauer sind ausser sich vor Freude - und Shiffrin? Keine Emotionen, nichts.

Jubeln wie die Besten

«Ich habe mir das in meinem Kopf unzählige Male vorgestellt. Dann kam ich ins Ziel und sah Grün aufleuchten», so Shiffrin. «Ich dachte nur: 'oh mein Gott, es ist passiert'. Und ich wusste einfach nicht was tun. Ich hatte keine Energie mehr.»

An der Medienkonferenz kann sie darüber lachen. Die Besten der Geschichte hätten doch die besten Jubelposen, so Shiffrin. Immer habe sie genau hingeschaut; wie ein Ted Ligety seine Skies in die Luft schoss, wie eine Tina Maze ihren Finger hob, wie eine Lindsey Vonn bei Siegen in den Schnee lag.

«Vor dem Rennen sagte ich mir, wie cool es doch wäre zu gewinnen und dann eben so etwas Verrücktes zu tun», erklärt die bestens gelaunte Amerikanerin. «Dann komme ich ins Ziel und habe keine Ahnung. Ich bin scheinbar nicht so gut darin, meine Emotionen zu zeigen. Ich muss daran arbeiten.»

Der unbedingte Wille

Seit Einführung des Weltcups (1967) ist Shiffrin die erste Skifahrerin, die ihren WM-Tiel im Slalom verteidigen kann. Nach Schladming 2013 und den Olympischen Spielen 2014 ist es der 3. grosse Titel in Serie - und dies einen Monat vor ihrem 20. Geburtstag.

Der Umgang mit dem Druck scheint für Shiffrin keine allzu hohe Hürde darzustellen. Vor dem 2. Lauf redete sie sich zu, keinen solchen zu spüren. Einfach rausgehen und gute Schwünge zeigen, dies das Vorhaben. Sie sagte sich: «Es ist okay, auch wenn es nicht zu Gold reicht. Das Leben geht weiter.» Doch kaum habe sie im Starthaus gestanden, wurde ihr klar: «Ich will es. Und wie ich es will.» Sie setzte es in die Tat um. Auf eindrückliche Art und Weise.

Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 14.02.2015, 21:45 Uhr

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