Vor dem Saisonstart in den Ski-Weltcup stellt sich bei den Frauen vor allem eine Frage: Beendet Lara Gut-Behrami ihre grossartige Karriere mit einem letzten Hurra? Die 34-Jährige nimmt am Samstag in Sölden ihren 18. und finalen Winter unter die Ski.
Doch statt sich mit dem nahenden Abschied zu beschäftigen, fokussiert sich die Tessinerin lieber auf das Aktuelle. In Sölden hat Gut-Behrami wenig überraschend schon fast alles erlebt.
Das ist mein grösster Wunsch: bis März gesund bleiben – und wenn möglich, auch noch schnell.
Dreimal hat sie den Riesenslalom zum Saisonauftakt gewonnen (2013, 2016, 2023), dreimal ist sie aber auch ausgeschieden. Und im letzten Jahr ist erstmals ein «DNS» hinzugekommen – ein «did not start»: Nach der Streckenbesichtigung am Samstagmorgen hatte sie sich entschieden, das Rennen auszulassen. Sie habe sich nicht fit genug gefühlt, erklärte Gut-Behrami damals. «Das Risiko ist zu hoch. Ich will nicht, dass eine Verletzung meine Karriere beendet.»
100 Podestplätze – wie viele kommen noch dazu?
Und so gibt sie als Saison-Hauptziel auch ein Jahr später vor: «Gesund bleiben – das ist das Wichtigste. Wenn man gesund ist, kann man Rennen fahren und gute Leistungen bringen. Das ist mein grösster Wunsch: bis März gesund bleiben – und wenn möglich, auch noch schnell.»
Will heissen: Wenn sie gesund bleibt, kommen die Erfolge von alleine – so war es in den letzten fast zwei Jahrzehnten auch schon. In ihren bisher 394 Weltcup-Rennen stand Gut-Behrami 100 Mal auf dem Podest, 48 Mal als Siegerin.
Sie hat zwei grosse und sieben kleine Kristallkugeln (sechs im Super-G, eine im Riesenslalom) in ihrer Sammlung. Dazu kommen neun WM- und drei Olympiamedaillen. Dreimal wurde sie zur Schweizer Sportlerin des Jahres gewählt.
Odermatt: «Das wäre absurd»
Ähnlich gefüllt ist der Trophäenschrank von Marco Odermatt: 45 Weltcupsiege, drei WM-Titel, Olympiagold und vier grosse Kristallkugeln für den Gewinn des Gesamtweltcups.
Anders als Gut-Behrami gibt er sich mit den Zielvorgaben für den anstehenden Winter weniger zurückhaltend: «Letzte Saison bin ich mit vier Kristallkugeln vom Weltcup-Finale in die Schweiz gereist. Da nicht vom Gewinnen zu reden, wäre absurd», sagt er.
Und anders als für Gut-Behrami geht die Reise für Odermatt auch in den kommenden Jahren weiter, zumal er den Vertrag mit seinem Ausrüster unlängst bis zur Saison 2029/30 verlängerte.
Der Hunger nach mehr ist da
Konkret will der Dominator der letzten Saison in den Speed-Disziplinen noch eine Schippe drauflegen. Vor allem in der Abfahrt liegen die letzten nennenswerten Lücken im Palmarès: In Kitzbühel gewann Odermatt in der Vorsaison den Super-G, der Sieg in der Abfahrt fehlt ihm indes noch – «eines der grossen Ziele», wie er sagt. An Winterspielen hat er zwar 2022 in Peking Gold im Riesenslalom geholt, in den Speed-Disziplinen schaffte er aber noch nie den Sprung aufs Podest.
Und dann wären da noch die Rekorde: zum Beispiel die 86-Weltcupsiege von Ingemar Stenmark oder die acht Gesamtweltcupsiege von Marcel Hirscher.