24 Podestplätze hat Wendy Holdener bislang im Slalom errungen. Das Nachtrennen in Flachau hat daran einen vernachlässigbar kleinen Anteil. Einzig 2017 stand Holdener in Salzburg als Dritte auf dem «Stockerl». Davor und danach litt die Schwyzerin an kaum fassbarem Hundertstel-Pech. Gleich bei 4 der letzten 7 Austragungen landete sie auf dem undankbaren 4. Platz. 3 Mal davon fehlte weniger als eine Zehntelsekunde auf das Podest – Wimpernschläge.
Die nächste Chance auf der «Hermann Maier Weltcupstrecke» bietet sich umgehend. Holdener reist mit viel Vorfreude an: «Es ist ein richtig cooles Nachtspektaktel.» Sie weiss auch, was es braucht, um ganz vorne zu sein: «Der Hang hier geht immer abwärts. Am besten ist es, wenn man ständig am Carven ist.»
Die 27-Jährige jagt am Dienstag nicht nur ihren 2. Top-3-Rang in Flachau, sondern auch das erste Saison-Podest. Eine Verletzung am Wadenbein im Herbst hatte zu einem empfindlichen Zeitpunkt eine Zäsur in ihrer Saisonvorbereitung bedeutet. So konnte Holdener ihr Potenzial in diesem Winter noch nicht gänzlich ausschöpfen.
Ich habe zu ihr gesagt: ‹Ich versuche es schon so lange und bei dir sieht das so locker aus.›
Dies ist insofern ärgerlich, weil Mikaela Shiffrin nach Jahren der absoluten Dominanz (zusammen mit Petra Vlhova) erstmals schwächelt. Heisst: Die Türe für den ersten Slalom-Weltcup-Sieg für Holdener stünde etwas weiter offen. 13 Mal belegte die amtierende Kombi-Weltmeisterin in Weltcup-Slaloms den 2. Rang. In 10 Fällen stand ihr Shiffrin vor der Sonne.
So kam es, dass eine andere Vertreterin aus dem Swiss-Ski-Team die Gunst der Stunde nutzte: In Semmering bejubelte Michelle Gisin ihren ersten Triumph im Slalom.
«Ich habe eine Riesenfreude, dass es nach vielen Jahren murksen im Slalom doch noch geklappt hat», blickte die Engelbergerin auf ihren Premierensieg zurück. Zwei weitere Podestränge machen die Allrounderin erstmals zur Teamleaderin im Slalom.
Irgendwann kommen die Hundertstel zurück
«Ich habe zu ihr gesagt: ‹Ich versuche es schon so lange und bei dir sieht das so locker aus›», erzählte Holdener, nachdem sie Gisin in Semmering herzlich beglückwünscht hatte. Trotzdem dürfte es die Unteribergerin wurmen, dass nicht sie zuoberst auf dem Treppchen stehen durfte.
Holdener werden sich fraglos noch genügend Möglichkeiten zum lang ersehnten Slalomsieg bieten. Und vielleicht klappt es ja ausgerechnet in Flachau. Denn wie sagt ein altes Sprichwort im Skirenn-Zirkus? Irgendwann kommen die Hundertstel immer zurück ...