Es waren Schreie, die durch Mark und Bein gingen. Corinne Suter war bei der Abfahrt in Cortina d'Ampezzo nach einem Sprung im oberen Teil der Piste «Olimpia delle Tofane» hart gelandet. Sie konnte einen Sturz verhindern, musste ihre Fahrt jedoch abbrechen. Später kam die niederschmetternde Diagnose: Kreuzband- und Meniskusriss im linken Knie.
Positiver Heilungsverlauf – keine konkreten Comeback-Pläne
Knapp vier Monate später gab die Schwyzerin am Dienstag Auskunft zum Heilungsverlauf: «Mir geht es den Umständen entsprechend gut, ich bin sehr zufrieden», sagte Suter. Sie könne wieder normal laufen, eine halbe Stunde am Morgen, eine halbe Stunde am Abend. «Ich will nichts forcieren, sondern erst wieder richtig mit dem Training beginnen, wenn die Verletzung zu hundert Prozent verheilt ist.»
Im kommenden Winter steht mit der WM in Saalbach-Hinterglemm ein Highlight an. Dennoch setzt sich die Abfahrts-Olympiasiegerin von 2022 keine utopischen Ziele, sondern denkt pragmatisch. Sie wolle sich nicht unter Druck setzen, sondern gebe sich die nötige Zeit. Entsprechend legt sie auch keinen genauen Zeitpunkt für ihr Comeback fest. «Ich weiss noch gar nicht, wann ich wieder ins Renngeschehen einsteigen werde. Ich will mir das bewusst offen lassen.»
Es war eine neue Erfahrung für mich. Ich habe Seiten an mir kennengelernt, von denen ich vorher gar nichts wusste.
Die körperlichen Schmerzen bei einer Kreuzband- und Meniskusverletzung sind das eine. Nicht zu vernachlässigen sind die mentalen Narben, die Erlebnisse wie in Cortina mit sich bringen. «So ausgebremst zu werden, war mental etwas vom Schwierigsten für mich. Man will das zeigen, was man kann. Und am nächsten Tag liegst du im Spitalbett. Man hinterfragt sehr vieles. Ich wusste nicht genau, was auf mich zukommen wird, was die Zukunft bringt. Ich musste lernen, damit umzugehen.»
Zu Beginn musste sie überall gebremst werden. Geduld zu haben und Dinge zu akzeptieren, musste sie lernen. «Es war eine neue Erfahrung für mich. Ich habe Seiten an mir kennengelernt, von denen ich vorher gar nichts wusste. Es ist ein sehr langer Prozess, den man durchmacht.»
Karriereende kein Thema
Hat sich die bald 30-Jährige nach dem Kreuzbandriss auch Gedanken über ein vorzeitiges Karriereende gemacht? «Das war bei mir nie ein Thema», sagt sie, «sondern eher das Gegenteil.» Sie habe kein Rennen verpasst, sondern alles genau verfolgt – «mit positiven Emotionen. Man wird demütig und schätzt, was man hat, was man machen kann und wie schön man es eigentlich hat.»