Tatenlos zusehen, wie jemand anderes die Abfahrts-Kugel in die Höhe stemmt – Sofia Goggia konnte es nicht. Nein, diese Trophäe gehörte in ihre Hände. Sie war es ja auch, die 4 ihrer 5 Abfahrten in diesem Winter gewonnen hatte. Und so verkündete die 28-jährige Italienerin vergangenen Sonntag zur Verblüffung aller, dass sie beim Weltcupfinale in Lenzerheide am Start sein werde.
Überraschend war dies, weil Goggia Ende Januar einen Bruch des Schienbeinkopfes im rechten Kniegelenk erlitten hatte. Italienische Medien schrien «Mamma mia!», wie unfair. Just vor der Heim-WM in Cortina wurde die beste Abfahrerin der Saison von einer Verletzung ausgebremst. Auch eine Teilnahme beim Showdown im Bündnerland erachteten viele Experten als «unmöglich».
Sei dort, wo du sein musst. Oder willst du einfach nur vor dem TV sitzen und hoffen?
Und Goggia musste zusehen, wie ihr die Felle langsam davonschwammen. Lara Gut-Behrami und Corinne Suter befeuerten den Disziplinenkampf mit Top-Resultaten im Val di Fassa. «Sei dort, wo du sein musst. Oder willst du einfach nur vor dem TV sitzen und hoffen?», fragte Goggia am Dienstag ihre Fans auf Instagram rhetorisch. «Ich habe die Chance, die Gegnerinnen ein bisschen zittern zu lassen. Und wenn ich selbst auch zittere, ist das halt so.»
2. Triumph nach 2018
Goggia wäre nicht Goggia, wenn sie auf ein Scheitern der Gegnerinnen hoffen würde. Ihre Entscheidung, in Lenzerheide an den Start zu gehen, spiegelt ihren Stil auf dem Hang wider: riskant. Am Mittwochmorgen wurde die Abfahrt abgesagt und alles Pokern verkam letztendlich zu Makulatur.
Aber Goggia bekam in Lenzerheide trotzdem ihren grossen Auftritt – letztlich nicht, indem sie ihren Mitstreiterinnen bei der Saison-Dernière noch einmal das Fürchten lehrte, sondern um die hochverdiente Abfahrtskugel – ihre 2. nach 2018 – zu bejubeln.