Die abgelaufene Ski-Saison stand aus Schweizer Optik anfänglich unter einem schlechten Stern, am Ende durften die Swiss-Ski-Frauen dennoch zufrieden sein. Bei Olympia räumten sie ab, dazu tauchten neue Namen auf dem Podest auf und verletzte Athletinnen meldeten sich zurück. Aus internationaler Sicht bleiben Shiffrin und Vlhova das Mass der Dinge, auch wenn der Weltcup für beide nicht die höchste Priorität genoss.
Verletzungspech vor Beginn
Aus Schweizer Sicht startete die Saison unter ungünstigen Voraussetzungen. Michelle Gisin litt monatelang am Pfeifferschen Drüsenfieber, Corinne Suter verpasste wichtige Trainingswochen wegen eines Sturzes in Zermatt und Wendy Holdener brach sich im Herbst beide Handgelenke. Dazu kam dann auch noch, dass Lara Gut-Behrami gefühlt den halben Winter krank war – der hiesige Ski-Fan musste eine schwierige Saison befürchten, denn die Spitze bei den Schweizer Frauen ist dünn bestückt.
Angesichts dieser Ausgangslage überrascht es wenig, dass die absoluten Spitzenplätze rarer wurden. Während sich die Schweizerinnen im Vorwinter in 31 Rennen 8 Siege und 26 Podestplätze holten, reichte es diesmal bei 37 Rennen nur zu vier Siegen und 18 Podestplätzen. Es ist ein Grund, warum der Nationen-Cup nach zwei Jahren Unterbruch wieder an unsere östlichen Nachbarn ging.
Beim Saisonhöhepunkt top
In einem Olympia-Jahr ist die Weltcup-Bilanz zum Glück etwas weniger wichtig als sonst, der Grossanlass überstrahlt alles. Und hierbei überstrahlten die Schweizerinnen alle(s). Dreimal Gold, total sieben Medaillen – so die Wahnsinnsbilanz der alpinen Frauen in Peking. Corinne Suter in der Abfahrt, Lara Gut-Behrami im Super-G und Michelle Gisin in der Alpinen Kombination – alle riefen sie am Tag X ihre Höchstleistung ab, krönten dabei ihre bereits äusserst erfolgreichen Karrieren.
Auch im Weltcup gab es Erfreuliches zu berichten: Priska Nufer lieferte in Crans-Montana einen Exploit ab und kletterte nicht nur zum ersten Mal auf ein Weltcup-Podest, sondern stand dabei sogar auf höchster Stufe. Jasmine Flury sorgte in der Abfahrt von Garmisch-Partenkirchen mit Rang 2 für ein Ausrufezeichen, Camille Rast stiess in Riesenslalom und Slalom in die Weltspitze vor, Aline Danioth und Andrea Ellenberger gelang ein gelungenes Comeback nach Kreuzbandriss und Mélanie Meillard deutete zuletzt beim Slalom von Are mit Laufbestzeit an, dass sie vielleicht doch wieder ganz vorne mitmischen kann.
Shiffrin, Vlhova und die Italienerinnen
An der Spitze des Gesamtweltcups nichts Neues: Es kam zum erwarteten Duell zwischen Mikaela Shiffrin und Petra Vlhova, in das Lara Gut-Behrami krankheitsbedingt leider nie eingreifen konnte. Obwohl beide den Gesamt-Weltcup angesichts von Olympia nur sekundär behandelten, waren wieder diese beiden die klar stärksten Allrounderinnen – mit dem besseren Ende für Shiffrin, die sich damit für das für sie miserable Abschneiden in Peking (keine Medaille bei sechs Versuchen) rehabilitieren konnte. Vlhova ihrerseits erreichte ihre zwei Hauptziele mit dem Gewinn von Olympia-Gold und der kleinen Kugel im Slalom.
Im Speed gab es kein Vorbeikommen an den Italienerinnen. Sofia Goggia gewann trotz einigen Stürzen inklusive Verletzungen den Abfahrts-Weltcup (vor Corinne Suter), Federica Brignone holte sich die Super-G-Kugel, und dies vor Team-Kollegin Elena Curtoni.
Nach Olympia ist vor der nächsten WM. Die findet im kommenden Winter (für die Männer) in Courchevel und (für die Frauen) in Méribel statt. Bleiben die Schweizer Ausnahmekönnerinnen gesund und machen die Jungen einen weiteren Schritt Richtung Weltspitze, dann dürfen wir uns auch in Frankreich wieder auf erfolgreiche Tage freuen – im Bewusstsein, dass nicht immer alles so perfekt aufgehen kann wie dieses Mal in Peking …