Nach seinem Weltcup-Einstand musste sich Didier Défago mehr als 14 Jahre gedulden, ehe er erstmals eine Abfahrt gewinnen konnte. Das lange Warten hatte sich gelohnt – der heute 41-Jährige raste 2009 im Klassiker am Lauberhorn bei Kaiserwetter auf die oberste Podeststufe.
Auch ein Jahrzehnt später verspürt der Walliser noch immer Gänsehaut, wenn er seinen grossen Tag Revue passieren lässt. «Es kribbelt am ganzen Körper. Je nachdem, wo ich mich in Wengen gerade aufhalte, kommen andere Erinnerungen hoch», erzählt er.
Ich war auch am Abend noch immer so aufgedreht, dass ich sogar das Podest zum Einsturz brachte.
- Am Start: «Es herrschte eine sehr spezielle, fast schon mystische Stimmung. Trotz des Rummels fand ich in der unmittelbaren Rennvorbereitung einen Moment der Ruhe. Es fühlte sich an wie in einem Tunnel.»
- Beim Brüggli-S: «Für mich stets eine sehr heikle Stelle. Ich fuhr an jenem Tag in dieser Passage die perfekte Linie.»
- Im Ziel: «Die Atmosphäre war überwältigend, das Publikum hat mich auf den letzten Metern getragen.»
- Auf dem Dorfplatz: «Nie vergessen werde ich die Siegerehrung. Ich war auch am Abend noch immer so aufgedreht, dass ich sogar das Podest zum Einsturz brachte. Fans aus meiner Heimat reisten per Helikopter an, um mitfeiern zu können.»
Voller Energie – und plötzlich leer
Beflügelt von seinem Erfolg in Wengen kam Défago in der Folgewoche auch auf der Streif in Kitzbühel zum durchschlagenden Erfolg. Dabei seien die Tage zwischen den beiden Exploits für ihn sehr hektisch gewesen und hätten seine Kraftreserven angezapft (sehen Sie dazu untenstehendes Video) .
Im Tirol brachte der Walliser keine Trainingsfahrt ins Ziel, erst kurzfristig fand er das Vertrauen wieder und holte das prestigeträchtige Double. Im Winter 2010 gewann Défago bei den Olympischen Spielen in Vancouver auch noch Abfahrtsgold.
Welchen Stellenwert hat der Wengen-Coup von 2009 in seinem Palmarès? «Jeder Sieg hat seine eigne Story. Aber auf der längsten Strecke der Welt und dazu vor Heimpublikum zu gewinnen, das ist schon ausserordentlich – vor allem fürs Herz!» Mit seiner 13. Teilnahme nahm Défago vor 4 Jahren mit Rang 10 als Athlet Abschied von der Lauberhorn-Abfahrt.
Ski-Weltcup Männer
Sendebezug: SRF zwei, «sportlive», 19.01.2019 12:00 Uhr