Zum Inhalt springen

Abgang des Dominators Marcel Hirscher: Tüftler, Vorreiter, Perfektionist

Das Karriereende des Dominators ist die Folge einer perfekten Planung. Der Konkurrenz eröffnen sich neue Möglichkeiten.

Wieso eigentlich jetzt dieser Rücktritt? Diese Frage war in den letzten Tagen Programm. Marcel Hirscher ist erst 30-jährig und damit im besten Alter für einen Skifahrer. Selbst bei den kommenden Grossanlässen wie der WM 2021 in Cortina d'Ampezzo oder den Olympischen Winterspielen ein Jahr später hätte er noch zu den Favoriten gehört.

Professionalität auf neuem Niveau

Doch dieser Rücktritt passt zum Perfektionisten Hirscher. Der Österreicher ging stets mit einer Akribie ans Werk, die erstaunte. Hinter all seinen Erfolgen steckte auch immens viel Arbeit. Die Art und Weise, wie der 67-fache Weltcupsieger und sein Privatteam arbeiteten, war im Weltcup-Zirkus einzigartig.

Doch Hirscher war nicht nur detailversessen, sondern auch ein Tüftler. So legte der Salzburger eine Datenbank an, auf welcher ersichtlich war, auf welcher Piste bei welchem Wetter er welche Abstimmung benutzen will. Den Skisport verglich er bezüglich des Setups mit der Formel 1. In diesem Bereich war er ein absoluter Pionier.

Besser draussen als Vierter werden.
Autor: Marcel Hirscher Zum Slalom an der Heim-WM 2013

Mit Hirscher verliert die gesamte Szene eine Integrationsfigur, einen Garanten für fesselnde Wettkämpfe. Die Lücke, die der Gesamtweltcupsieger der vergangenen acht Saisons hinterlässt, wird nicht nur im österreichischen Skiverband gross sein.

Konkurrenz in den Startlöchern

Während sich die Öffentlichkeit mit der Vergangenheit beschäftigt, geht bei der Konkurrenz der Blick nach vorne. So mancher Skifahrer wird vom Rücktritt des Dominators der letzten Dekade profitieren. Schaut man sich die letzten Saisons an, dürfte es in diesem Winter im Kampf um den Gesamtweltcup auf einen Zweikampf zweier begnadeter Techniker hinauslaufen.

Seit dem Winter 2013/14 stand stets entweder der Norweger Henrik Kristoffersen oder der Franzose Alexis Pinturault auf dem Gesamtweltcup-Podest, in den letzten Saison gar beide. Die Technik-Spezialisten fanden aber nie einen Weg an Überfahrer Hirscher vorbei.

Henrik Kristoffersen (Mitte) und Alexis Pinturault (rechts) gehen als Gesamtweltcup-Favoriten in die neue Saison.
Legende: Da waren's nur noch zwei Henrik Kristoffersen (Mitte) und Alexis Pinturault (rechts) gehen als Gesamtweltcup-Favoriten in die neue Saison. Getty Images

Dass Speed-Spezialisten wie Beat Feuz, Dominik Paris, Vincent Kriechmayr oder Kjetil Jansrud in Zukunft um den Gesamtsieg fahren werden, ist bei diesem Rennkalender unwahrscheinlich. Nichtsdestotrotz darf man sich auf einen neu entfachten Konkurrenzkampf um die grosse Kristallkugel freuen.

Sendebezug, Radio SRF 3, Bulletin von 08:00 Uhr, 05.09.2019

Meistgelesene Artikel