Die Schweizer Ski-Fans sorgen sich seit dem Riesenslalom von Alta Badia um das grösste Talent im Land: Marco Odermatt. Der 22-jährige Nidwaldner musste sich letzten Montag einer Operation am rechten Knie unterziehen. Ein Riss des Aussenmeniskus war diagnostiziert worden. Im Interview mit SRF gibt Odermatt erstmals Auskunft über seinen Gesundheits-Zustand.
SRF Sport: Marco Odermatt, die ganze Nation fragt sich: Wie geht es Ihnen, wie geht es Ihrem Knie?
Mir geht es den Umständen entsprechend gut. Ich befinde mich in den besten Händen. Ich bin gut versorgt worden und es ist vorwärts gegangen. Daher bin ich zufrieden.
Sie haben sich einer Arthroskopie unterzogen. Was können Sie aktuell tun?
Das Wichtigste ist der Zeitfaktor. Ich muss geduldig sein. Man kann den Heilungsprozess mit täglicher Lymphtherapie etwas anregen. Damit die Flüssigkeit aus dem Knie entweicht.
Wenn es gut geht, fahre ich diese Saison wieder.
Können sie das Knie belasten? Wie sieht Ihr Tagesablauf aus?
Heute ist Tag 5 nach der Operation. Natürlich würde ich gerne möglichst schnell auf die Piste zurückkehren. Aber ich gehe die Sache ruhig an. Auf einen Tag früher oder später kommt es nicht an. Ich gehe noch an Krücken. Das Ziel ist es, diese in den nächsten Tagen wegzulegen.
Haben Sie schon einen Plan, wann Sie zurückkehren wollen?
Das ist eine schwierige Frage. Es wäre sicher toll, wenn ich in einigen Wochen wieder auf Schnee stehen kann. Aber wenn man es übertreibt, fällt man schnell wieder um einige Tage zurück. In 1-2 Wochen weiss ich sicher mehr.
Sie hatten diese Verletzung bereits am anderen Knie. Gibt Ihnen das eine Sicherheit für den Heilungsprozess?
Es war eine sehr ähnliche Verletzung vor drei Jahren. Damals wurde der Meniskus erfolgreich genäht. Das ganze Stück ist noch drin, womit die Heilung rund 6 Monate dauerte. Jetzt ist es schlimmer, da der Meniskus stärker beschädigt ist. Aber weil man einen Teil rausschneiden musste, geht es rascher. Diese Diagnose ist für einen 22-jährigen Skifahrer, der möglichst schnell wieder auf die Piste will, fast schöner.
Ich kann jetzt die Rennen in Bormio gemütlich in der Stube verfolgen. Das habe ich früher so gerne gemacht.
Was ist im Moment nach dem folgenschweren Schlag in Ihnen drin passiert?
Ich war mir ein paar Tore später ziemlich sicher, dass es Richtung Aussenmeniskus geht, weil ich dies schon vor drei Jahren erlebt habe. Ich war nicht enttäuscht über den verpassten Podestplatz ( Odermatt wurde 5., die Red. ), sondern weil ich dachte: «Scheisse, jetzt ist etwas nicht gut».
Wie gehen Sie die Sache psychisch an?
Das geht wie schon vor drei Jahren ziemlich gut. Ich habe schon wieder ein Ziel vor Augen. Wenn es gut geht, fahre ich diese Saison wieder. Wenn die Saison ganz zu Ende wäre, wäre es sicher anders.
Verfolgen Sie jetzt die Rennen trotzdem?
Natürlich. Schon eine Stunde nach der Operation habe ich beim Parallel-Riesenslalom dem Team die Daumen gedrückt. Ich kann jetzt die Rennen in Bormio gemütlich in der Stube verfolgen. Das habe ich früher so gerne gemacht.
Das Gespräch führte Philippe Sager.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 22.12.2019, 09:45 Uhr