Dass die Erwartungen im WM-Riesenslalom riesig waren, hatten sich die Swiss-Ski-Athleten selbst zuzuschreiben. 7 Weltcup-Podestplätze, verteilt auf die Schultern von 4 Fahrern, verwandelten Hoffnungen in Ansprüche. Dann folgte in Cortina das Debakel, welches Mitfavorit Marco Odermatt anschliessend als «die grösste Enttäuschung meiner Karriere» bezeichnete.
In Bansko bietet sich den Swiss-Ski-Cracks eine Woche nach dem Debakel die doppelte Chance auf Rehabilitation. Im Südwesten Bulgariens stehen am Samstag und Sonntag je ein Riesenslalom auf dem Programm. «Ich konnte das relativ schnell abhaken», ist Odermatt zu neuen Angriffen bereit. Vor zwei Jahren belegte er an selber Stätte Rang 8.
In Bansko, wo man mit einer Bahn erst ins Skigebiet fahren muss, sei alles etwas anders. Es herrsche Frühlingsstimmung, die Odermatt aber spätestens im Rennen nach seiner Einschätzung nicht mehr geniessen kann: «Der Hang ist sehr steil und schwierig.» Für den Nidwaldner geht es auch um den Kampf um die kleine Kristallkugel. Odermatts Plan: Erst Vertrauen gewinnen, dann angreifen. Die Gewissheit in das eigene Können in einen schnellen Lauf ummünzen.
Darum geht es auch für Gino Caviezel. An der WM akzentuierte sich, was man seit seinem 3. Rang zum Saisonauftakt in Sölden beobachten konnte: Der Bündner zeigt reihenweise schnelle Schwünge, ist aber zu fehleranfällig. Er zweifelt daher nicht daran, jederzeit wieder einen Exploit zu schaffen: «Jetzt darf ich einfach nicht verkrampfen. Doch ich habe immer noch den Speed von Adelboden mitgenommen.» Im Berner Oberland fuhr Caviezel im 2. Riesenslalom auf Rang 7. Tags zuvor war er ausgeschieden.
Wie Odermatt und Caviezel schied auch Justin Murisier in Cortina aus und hat etwas gutzumachen. Anders liegt der Fall bei Loïc Meillard: Der 2-fache WM-Bronze-Gewinner verpasste als 5. zwar ebenfalls Edelmetall im Riesenslalom. Bei ihm stimmen jedoch Form und Sicherheit. Ausnahme: das Out im WM-Slalom. Im «Riesen» ist er die Konstanz in Person, in 6 der 7 Saisonrennen klassierte er sich zwischen Rang 3 und 6.
Es wird für Odermatt und Co. ein schwacher Trost sein, aber: Die Chancen, nach der WM wieder in der Weltspitze mitmischen zu können, stehen ausgezeichnet.