Als ob er es geahnt hätte: «Die Piste wird definitiv schneller. Ich bin mir dieser Geschichte noch nicht sicher, es kommen noch ein paar Gefährliche», sagte Niels Hintermann, als bei der Abfahrt in Kitzbühel gerade Startnummer 33 unterwegs war. Der Zürcher lag zu diesem Zeitpunkt auf Platz 2 und wollte sich noch nicht gratulieren lassen.
Die 33 gehörte Blaise Giezendanner, der auf der Streif ebenfalls auf der 1. Abfahrt vor einem Jahr für Furore gesorgt hatte: Damals mit der Startnummer 43, als der Führende Aleksander Kilde die Siegerinterviews bereits hinter sich gebracht hatte, liess der Franzose alle auf dem Podest zittern und verdrängte am Ende Matthias Mayer vom 3. Platz. Diesmal blieb ein Exploit mit Rang 30 aus.
Wie von Hintermann befürchtet, ereignete sich heuer trotzdem wieder Ähnliches: Das Wetter wurde im Verlauf des Rennens bedeutend besser, die Streif schneller – und die Fahrer mit den hohen Startnummern griffen in diesem Wissen an.
Und wenn wir schon bei den Parallelen zum letzten Jahr sind: Genau wie 2022 machte die Nummer 43 alle verrückt: Florian Schieder, zuvor im Weltcup noch nie in den Punkten, wuchs über sich hinaus. Mit einem Gewaltsritt inklusive phänomenalem Finish katapultierte sich der Italiener auf Platz 2 – und damit direkt vor den zweifelnden Hintermann.
Schieder war der grösste, aber bei weitem nicht einzige Exploit: So fuhren Miha Hrobat (7.) mit Startnummer 45 und Broderick Thompson (9.) mit der 39 in die Top 10. Auch die Schweizer «Aussenseiter» konnten von den verbesserten Bedingungen profitieren: Alexis Monney (Startnummer 37/Platz 11), Justin Murisier (47/12) und der zuvor wie Schieder noch punktelose Josua Mettler (44/20) waren plötzlich in völlig neuen Gefilden anzutreffen.
Gespannt dürfen wir also auf die 2. Abfahrt vom Samstag vorausblicken. Und diesmal würde es sich wohl anbieten, das TV-Gerät nach den besten 30 noch nicht auszuschalten.