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Weltcup-Bilanz der Männer Podestplätze en masse dank nötiger Ruhe

Während Beat Feuz und Marco Odermatt die Schweizer Ski-Fans begeisterten, sorgte FIS-Präsident Johan Eliasch für Irritationen.

Beat Feuz und Marco Odermatt.
Legende: Sorgten für zahlreiche Glanzmomente Beat Feuz und Marco Odermatt. KEYSTONE/AP Photo/Giovanni Auletta

Das Traum-Duo

Der routinierte Grossmeister und das Riesentalent. Die beiden haben sich gefunden. Beat Feuz und Marco Odermatt sind nicht nur Genies auf Ski, sondern auch kluge Menschen. So lernt Odermatt beim mit allen Wassern gewaschenen Feuz, und der wiederum vergleicht seine Ansichten mit denjenigen des komplettesten Skifahrers der Gegenwart. So inspirieren sie sich gegenseitig und fuhren in diesem Winter mehr als zwei Drittel der insgesamt 32 Männer-Podestplätze heraus. Dieser Wert wiederum hat fast schon historische Dimensionen. Es ist 30 Jahre her, seit die Schweizer Männer in einer Saison öfter auf dem Podest standen. Das Traum-Duo hat geliefert.  

Die Ruhe

Seit mehreren Jahren ist die so wichtige konstruktive Ruhe in den Strukturen von Swiss-Ski eingekehrt. Hochprofessionelle Teams stehen und arbeiten auf einem stabilen und tragfähigen Boden, auf dem letztlich die aktuellen Erfolge gewachsen sind. Und auf dem zukünftige Leistungsträger gedeihen, wie der Blick in die Nachwuchsranglisten zeigt. Hinter den immer noch Jungen Odermatt, Meillard oder Hintermann steigen neue Namen in der Welthierarchie auf. Athleten wie Fadri Janutin, Livio Simonet oder Franjo von Allmen. Die Aufzählung ist unvollständig. Aber wie auch immer sie heissen, die neuen Talente, sie erstarken in der Ruhe, die Perspektiven schafft.  

Die Irritation

Auf der Olympiastrecke von Peking kam der dritte Kamerafahrer ohne Kamera ins Ziel. Der auf dem Rennprogramm offensichtlich falsch deklarierte Fahrer war Johan Eliasch, Präsident der FIS.

In der Skiwelt wartet man auf Entscheide. Der Kalender des nächsten Winters bedarf dringend einer Konkretisierung, dafür müssten strategische Weichen längst gestellt sein. Eliasch versprach letzten Sommer energisches Handeln in den Bereichen Klima, Vermarktung, Erneuerung, seither ist nicht erkennbar, was konkret geschehen sein könnte. Erkennbar ist nur der irritierende Auftritt von Eliasch auf der Rennpiste, wo er die Bühne der Athletinnen und Athleten für sein persönliches Vergnügen verwendet. Nicht nur in Peking.

Bei den Speedrennen in Courchevel kamen drei Kamerafahrer samt Kamera ins Ziel. Aber nach ihnen gab es einen Extrastartplatz. Für Johan Eliasch. Es gäbe Wichtigeres zu tun.

Die Lebensschule

Vielleicht kann der Sport uns etwas lehren, in Zeiten von Krieg und Covid. Denn keine Distanz hindert uns daran, füreinander da zu sein. Aleksander Aamodt Kilde und Mikaela Shiffrin sind oft so weit voneinander entfernt und doch offensichtlich so verbunden. So füreinander da, obwohl nicht nah.

In einem Winter, in dessen letzten Wochen der Krieg in der Ukraine ausgebrochen ist, hindert uns auch nichts daran, respektvoll zu sein. Nicht der grösste Ehrgeiz, nicht unterschiedliche Charaktere, nicht der intensivste Konkurrenzkampf.

Der Sport macht weder die Menschen noch die Welt automatisch besser. Aber er bietet – wie Dominique Gisin einst sagte – jeden Tag die Möglichkeit, zu lernen. Vielleicht ist es wegen der so schwerwiegenden Ereignisse auf der Welt, dass mir dieser Winter besonders reich an solchen Möglichkeiten schien.

SRF zwei, sportlive, 20.03.22, 08:50 Uhr

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