Kathrin Hager, wie viele Leute sind aktuell vor Ort involviert, um die beiden Rennen vom Wochenende zu retten?
Kathrin Hager: Entlang der Piste sind rund 100 Leute im Einsatz. Im Weltcup-Gelände zählen wir sicher nochmals 70 bis 80 Helfer. Wir werden unterstützt von der Armee und dem Zivilschutz. Viele Sponsoren und Partner sind noch nicht eingetroffen und werden erst ganz kurzfristig anreisen können. Aber diesen Kompromiss mussten wir eingehen.
Wie funktioniert denn nun die Anreise, solange die Hauptstrasse Frutigen-Adelboden infolge Erdrutsche gesperrt bleibt?
Momentan wird ganz klar priorisiert, wer trotz Strassensperre nach oben kommen kann - Vorrang haben einzig und allein die Athleten (Anm.d.Red: Seit dem frühen Nachmittag sind 5 bis 6 Helikopter im Einsatz, die zudem im Akkord Arbeiter einfliegen). Wir gehen davon aus, dass ab 6 Uhr am Samstagmorgen die Strasse wieder befahrbar ist. Vielleicht lässt sich ein kleiner Vorsprung herausholen. Jede Minute wäre für uns Gold wert.
Vor allem die Verpflegung, die von extern angeliefert wird, fehlt noch.
Wieviel Material ist noch nicht eingetroffen?
Wir erwarten noch einiges. Vor allem die Verpflegung, die von extern angeliefert wird, fehlt noch. Auch die Hotels im Dorf sind davon betroffen.
Sie stehen den Weltcup-Rennen seit 10 Jahren als Geschäftsführerin vor. Erinnern Sie sich an eine ähnlich heikle Ausgangslage?
Nein, wir sprechen hier von einem absoluten Ausnahmezustand. Die Schwierigkeit besteht darin, dass eigentlich zwei Krisen ineinandergreifen. So läuft alles zweigleisig. Auf der einen Seite ist das Renn-OK, das um die Durchführung kämpft. Auf der anderen Seite haben wir die grosse Baustelle mit der Strasse, die Zuständigkeit dafür liegt bei Kanton, Behörden und Gemeinden.
Vor 10 Tagen wäre eine Absage noch viel weniger dramatisch gewesen.
Wie lange liess sich das OK am Freitagmorgen mit einem definitiven Entscheid Zeit?
Wir haben uns während anderthalb bis zwei Stunden intensiv beraten. Haben verschiedene Szenarien durchgespielt, Vor- und Nachteile abgewogen. Erschwerend kam für dazu, dass die Informationen nur schwer fassbar sind. Als sich eine Lösung mit der Strasse abzeichnete, bedeutete das für uns grünes Licht.
Haben Sie sich auch die Frage der Verhältnismässigkeit gestellt?
Ganz bestimmt. Doch eine Absage zu diesem Zeitpunkt, so unmittelbar vor dem Anlass, wäre finanziell kaum verkraftbar gewesen. Vor 10 Tagen wäre eine Annullation noch viel weniger dramatisch gewesen. Jetzt aber waren all die Vorleistungen gemacht. Deshalb mussten wir auch die Interessen der Region und des Tourismus berücksichtigen. Aber die Sicherheit stand natürlich stets an oberster Stelle.
Sendebezug: Radio SRF 3, Morgenbulletin, 05.01.2018 08:00 Uhr