Erst der rasante Aufstieg in die nationale Ski-Elite, dann stellen sich die ersten Erfolge für Patrick Küng im Europacup ein. Dem Durchbruch im Weltcup kommt jedoch 2006 eine schwere Knieverletzung zuvor, die den jugendlichen Technik-Spezialisten um zwei Jahre zurückwirft. Es folgt der beschwerliche Weg zurück, mit 25 Jahren startet Küng - nunmehr zum Speed-Spezialisten gereift - erstmals im Weltcup.
Die Odyssee des Glarners scheint beendet, 2010 und 2011 holt er seine ersten beiden Podestplätze in den Abfahrten von Garmisch (3.) und Bormio (2.). Dann der erneute Rückschlag: Im Februar 2012 reisst sich Küng das Kreuzband, die Saison ist vorzeitig beendet, die Vorbereitung für die nächste schwer torpediert. Es wird ein «Kaltstart» in den Weltcup-Winter 2012/13, wie Küng rückblickend festhält.
Der Leidensmensch verweigert den Dienst
Während Zyniker den nächsten Abgesang auf ein gefallenes Sportlertalent anstimmen, zieht sich Küng in die Einsamkeit von Kraftraum, Reha und sportlicher Ungewissheit zurück. «Das gehört zum Skisport dazu», so die nüchterne Diagnose des Glarners, der keinen Gedanken an einen Rückzug aus dem Profisport verschwendete.
In der Weltcup-Saison 2012/2013 sind es - verständlicherweise - andere Fahrer, die für die Unterhaltung sorgen. Doch Küng beisst sich durch und sorgt mit Rang 7 an der WM in Schladming für eine Ehrenmeldung.
Am vorletzten Wochenende dann der Knall in Beaver Creek: Ein entfesselter Patrick Küng fährt im Super-G zum ersten Speed-Sieg der Männer seit dem 2. März 2012, als Beat Feuz den Super-G von Kvitfjell gewann. Noch vor Saisonbeginn hatte sich die Ski-Nation auf einen weiteren entbehrungsreichen Weltcup-Winter eingestellt.
Alles ganz normal?
Was für viele Beobachter nach «Phönix aus der Asche» klingt, ist für den mittlerweile 29-Jährigen nichts Ungewöhnliches: «Ausser einigen ganz grossen Talenten schafft es kaum jemand, in den Weltcup einzusteigen und direkt grosse Abfahrten zu gewinnen». Als Faktor für den Übergang vom erfolgreichen Europacup-Fahrer zur festen Kraft im Weltcup sieht Küng, dass er sich «im Schatten von Cuche, auch Janka und Feuz, langsam an die Spitze herantasten konnte.»
Nun hofft der Speed-Spezialist, künftig frei von Verletzungssorgen zu bleiben. Das kurzfristige Ziel hat er fest im Blick: «Es ist brutal eng an der Weltspitze, aber natürlich will ich den ersten Erfolg in einer Abfahrt.» Und vielleicht kann Küng dereinst noch ein weiteres Stück Weltcup-«Normalität» anfügen: Auch Legenden wie Didier Cuche und Hermann Maier feierten ihre grössten Erfolge im (vermeintlichen) Herbst ihrer Karriere.