Welches war Ihr persönliches Highlight in Adelboden?
Bernhard Russi: Die extremen Leistungen der Top-Leute. Am Samstag das Super-Duell zwischen Alexis Pinturault und Marcel Hirscher. Und am Sonntag die Demonstration von Henrik Kristoffersen im Slalom. Das war Skisport der Extraklasse.
Ein paar Worte zu Marcel Hirscher, der seine Podestplätze 100 und 101 eingefahren hat?
Das ist einfach nur unglaublich. Er hat schon so viel gewonnen und doch hat er noch immer diesen unbändigen Siegeshunger. Dieser Mann startet nur, um zu gewinnen. Und er landet auch auf dem Podest, wenn nicht alles rund läuft.
Die Enttäuschung?
Die Schweizer Riesenslalom-Fahrer blieben klar hinter den Erwartungen zurück. Die vielen Ausfälle im Zielhang, da hat aus meiner Sicht das Gespür gefehlt. Klar will man es im Heimrennen besonders gut machen, aber da reicht es nicht, einfach nur mit Vollgas zu fahren, da braucht es eine taktisch feinere Klinge.
Nun geht es weiter nach Wengen, dieser Ort dürfte den Schweizern besser liegen.
Auf jeden Fall, nur schon wegen den Disziplinen. Das war auch in der jüngeren Vergangenheit so, dass die Schweizer in Wengen besser abgeschnitten haben als in Adelboden. Sowohl in der Abfahrt als auch in der Superkombination verfügt die Schweiz über mehrere Fahrer mit Podestchancen.
Wettertechnisch sieht es nicht allzu rosig aus, Anfang der Woche soll es viel Neuschnee geben, das Programm könnte durcheinandergewirbelt werden. Ein Problem?
Ob nun ein oder zwei Abfahrtstrainings durchgeführt werden, spielt keine Rolle. Auch wenn die Rennen abgetauscht werden sollten, ist das kein Problem.
Ich hoffe, die perfekte Abfahrt zu sehen.
Gerade im 1. Lauf von Adelboden hat der Nebel eine entscheidende Rolle gespielt. Müsste die Rennleitung eher eingreifen, wenn es Wetterkapriolen gibt?
Die absolute Fairness gibt es im Skisport nicht. Jeder Fahrer findet andere Verhältnisse vor, die Piste verändert sich ständig. In Adelboden standen am Ende dann doch wieder die besten Fahrer auf dem Podest. Ein Athlet weiss, dass sich die Bedingungen schnell ändern können. Man muss sich darauf einstellen und dann aber auch bereit sein, die Chance zu nutzen, wenn sich die Verhältnisse zu den eigenen Gunsten entwickeln.
Worauf freuen Sie sich am meisten in Wengen?
Ich hoffe, die perfekte Abfahrt zu sehen.
Sendebezug: SRF zwei, sportlive, 08.01.2017, 10:20 Uhr.