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Zenhäusern im «Sportpanorama» «Werde ich ab morgen positiv getestet, ist Olympia gelaufen»

Pünktlich zu den Olympischen Spielen kommt Ramon Zenhäusern in Form. Jetzt bloss nicht an Corona erkranken ...

Dass Ramon Zenhäusern im Adelboden-Slalom das Podest als Vierter um einen Rang oder 19 Hundertstel verpasste, konnte ihn nicht verdriessen: «Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden.» Aufgeschoben sei nicht aufgehoben: «Irgendwann will ich in Adelboden schon auf das Podest. Ich fahre ja noch einige Jahre, dann wird das schon klappen», äusserte er sich im «Sportpanorama» zuversichtlich.

Es war der erhoffte Befreiungsschlag für Zenhäusern. Nach den Rängen 22 und 18 in den bisherigen Slaloms fuhr er endlich wieder in die Weltspitze. So vermochte ihn auch Johannes Strolz' Überraschungssieg zu erfreuen: «Solche Stories finde ich genial. Es zeigt, wie eng es zu und her geht.» Da gerate auch die Rivalität mit Lieblingsfeind Österreich in den Hintergrund. Eine «Mitschuld» lastete der 2-Meter-Mann den Pistenarbeitern an: «Dass die Startnummer 38 gewinnen konnte, zeigt, wie gut die Piste präpariert wurde.»

Ich habe einen automatischen Schutzmechanismus aufgebaut, traute mich nicht mehr voll anzugreifen.

Das gute Ergebnis war nur möglich, weil Zenhäusern endlich von seinem Trainingssturz genesen ist und seinen Worten zufolge «keine Ausrede» mehr hatte. Im November in Schweden verletzte er sich an Rücken und Schulter. Doch die Probleme waren nicht zuletzt auch mentaler Natur: «Ich habe einen automatischen Schutzmechanismus aufgebaut, traute mich nicht mehr voll anzugreifen», schilderte der 29-Jährige. Gezweifelt hat er nach den Resultaten im Dezember nie. «Die Trainer haben immer an uns geglaubt. Der Slalom ist eine verrückte Sache, es geht so schnell, Millimeter entscheiden.»

Ein Stück weit machte der Sturz auch die mitunter unorthodoxe Vorbereitung im OYM in Cham zunichte. Dort steigerte er seine Stabilität und Balance unter anderem mit Übungen auf den Schlittschuhen. «Es war eine einmalige Chance. Ernährung, Training, Wissenschaft – alles unter einem Dach», schwärmte Zenhäusern.

Wenn ich ab morgen positiv getestet werde, sind für mich die Olympischen Spiele gelaufen.

Die Sorgen um den Rücken sind passé, jene um die Schulter vorerst auch. Corona und seine mannigfaltigen Auswüchse schaffen für die Rennläufer auch so schon einen delikaten Nebenschauplatz. «Man hat sich an das Ganze gewöhnt. Den Betreuern frisst es wohl mehr Energie als uns Fahrern», relativierte Zenhäusern. Doch auch ihm ist bewusst: «Wenn ich ab morgen positiv getestet werde, sind für mich die Olympischen Spiele gelaufen.» Es heisse «Aufpassen, aufpassen, aufpassen.» Doch ohne den Faktor Glück nütze auch das nichts.

So lautete das Gebot der Stunde auch in Adelboden: Distanz wahren. Trotzdem habe er es «einfach nur genossen», endlich wieder einmal vor so vielen Fans antreten zu dürfen. «Der Sport lebt vom Publikum und dessen Freude», so Zenhäusern, der umgehend eine Entschuldigung an seine Fans folgen liess – eben wegen der genannten Distanz bei Selfies und Autogrammen.

Die meisten Fahrer finden es geil!
über die vielen Fans in Adelboden

Bei Journalisten von in der Pandemiebekämpfung restriktiveren Nationen hatte die volle Tribüne am Chuenisbärgli für Irritationen gesorgt. Manuel Feller hatte nach dem Slalom gewitzelt, die Schweiz wolle wohl an einem Wochenende komplett durchseuchen. Und was sagen die anderen Fahrer zum vollen Haus, Ramon Zenhäusern? «Die meisten finden es geil!»

Weiter geht es für den Vorjahressieger von Alta Badia mit Training in Adelboden. Am Mittwoch folgt ein Nachtevent in Crans-Montana, dann folgt das Dislozieren nach Wengen. Anschliessend rückt bereits Peking in den Fokus. Wie 2018, als Zenhäusern sich mit der Silbermedaille in Pyeongchang einen Traum erfüllte, will er auch in der chinesischen Metropole für Furore sorgen. Das Motto bleibt dasselbe: «Zutrauen darfst du dir alles, erwarten nichts.»

SRF zwei, Sportpanorama, 9.1.22, 18 Uhr ; 

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