Novak Djokovic (ATP 2) hat in seinem Leben zu viel gewonnen, um nach der Final-Niederlage in Wimbledon gegen Carlos Alcaraz (ATP 1) am Boden zerstört zu sein. Die Enttäuschung war dem Serben zuerst kaum anzumerken und seine Worte ins Mikrofon auf dem Centre Court bewiesen eher, dass er ein fairer Verlierer ist.
«Ich habe heute gegen einen besseren Spieler verloren», sagte Djokovic unmittelbar nach dem mitreissenden Duell. Was ihn besonders beeindruckte, war die Art und Weise, wie Alcaraz den Triumph nach Hause servierte: «Wahnsinn, was für eine Qualität du am Ende des Matches gezeigt hast. Du verdienst diesen Sieg absolut.» Erst als er sich an seine Familie richtete, wurde Djokovic emotional.
«Spanische Stierkampf-Mentalität»
Den Humor verlor der 23-fache Grand-Slam-Champion indes nicht. So sagte der Serbe mit einem Schmunzeln an Alcaraz gerichtet: «Ich dachte, du machst mir auf Sand und vielleicht auf Hartplatz Probleme ... aber auf Rasen? Echt jetzt?»
Ich hoffe, wir spielen auch bei den US Open gegeneinander.
An der Medienkonferenz danach ging Djokovic in seiner Lobeshymne noch einen Schritt weiter: Er habe «noch nie» gegen einen wie Alcaraz gespielt, der Spanier vereine das Können von Roger Federer, Rafael Nadal und Djokovic selbst, so der 36-Jährige. Alcaraz habe «das Beste aus drei Welten», vor allem aber diese «spanische Stierkampf-Mentalität».
Alcaraz sei derzeit der «beste Spieler der Welt», er habe «alles für eine lange Karriere auf allen Belägen», betonte Djokovic. Zugleich aber äusserte er die Hoffnung, dass das Endspiel von Wimbledon, das dritte Duell der beiden, «der Beginn einer grossen Rivalität» sei. «Ich hoffe, wir spielen auch bei den US Open gegeneinander. Es ist gut, wenn sich die Nummer eins und die Nummer zwei in einem fast fünfstündigen Thriller duellieren.»
Alcaraz' kometenhafter Aufstieg geht weiter
Bei den US Open wird Alcaraz, notabene Titelverteidiger, der Gejagte sein. Er strahlte nach seiner brillanten Vorstellung an der Church Road über beide Ohren und sagte: «Es ist toll zu gewinnen, aber ich wäre auch stolz gewesen, wenn ich verloren hätte.»
Er sei «stolz auf die Arbeit, die mein Team und ich jeden Tag leisten. Denn ich habe heute gegen eine Legende unseres Sports gespielt.» Für Alcaraz selber scheint es keine Limiten zu geben, seine Fortschritte sind atemberaubend schnell – so schnell, dass sogar Djokovic nicht aus dem Schwärmen herauskommt.