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Interview mit Jil Teichmann «Das tönt schon ziemlich cool, oder?»

Jil Teichmann spricht nach dem Sieg beim WTA-Turnier in Palermo über ihren Aufschwung, die Freude an Herausforderungen und Glückwunsch-Botschaften.

Jil Teichmann, wo stören wir Sie gerade?

Ich bin am Flughafen in Palermo beim Check-in, in Kürze fliege ich nach Barcelona. Das glamouröse Leben einer Tennisspielerin. (lacht)

Hatten Sie schon etwas Zeit, Ihren Titel zu feiern?

Ja, auf jeden Fall. Auf der Anlage war ziemlich was los, ich habe viele Foto- und Autogrammwünsche erfüllt. Danach habe ich mit meinem Coach und meinem Vater gemütlich zu Abend gegessen.

Gönnen Sie sich nach solchen Erfolgen jeweils etwas Spezielles?

Ich weiss gar nicht, ob ich das jetzt laut aussprechen darf. (lacht) Wir haben mit einem Glas Champagner angestossen. Ausserdem habe ich beim Essen richtig zugeschlagen. Es gab Polpo Fritto, Spaghetti und Scaloppine. Ich hatte ziemlich Hunger, meine Speicher waren nach dem intensiven Match leer.

Ich trainiere täglich dafür, dass ich solche Spiele gegen Top-Gegnerinnen vor Publikum spielen darf.

Sie haben im Final mit Kiki Bertens die Nummer 5 der Welt geschlagen. War das Ihr bislang grösster Sieg?

Es war das erste Mal überhaupt, dass ich gegen eine Top-10-Spielerin antreten durfte. Dass ich dann gleich gewinnen konnte, ist sehr speziell. Kommt hinzu, dass es ein Final war, ich meinen zweiten WTA-Titel gewonnen habe. Vieles ist zusammengekommen. Ich würde deshalb schon sagen, dass es der grösste Sieg in meiner Karriere war. Bis jetzt.

Mit welchen Erwartungen sind Sie ins Spiel gegangen?

Ich war extrem motiviert! Ich liebe solche Herausforderungen. Ich trainiere täglich dafür, dass ich solche Spiele gegen Top-Gegnerinnen vor Publikum spielen darf. Solche Challenges machen mir grossen Spass, ich hoffe, es gibt noch ganz viele davon.

Sie haben die ganze Woche über auf hohem Niveau gespielt. Worauf sind Sie besonders stolz?

Das hat nichts mit dieser Woche zu tun, aber ich bin sehr stolz, wie ich nach Wimbledon zurückgekommen bin. An der bitteren Erstrunden-Niederlage hatte ich länger zu beissen. Leider gibt es keine Wunderpille, um solche Matches schnell zu verarbeiten. Der Wechsel auf Sand war zudem nicht leicht. Ich bin stolz, wie ich die ganzen Umstände gemeistert habe und stärker zurückgekommen bin.

Die beiden Titel in so kurzer Zeit kommen schon etwas unerwartet.

Sie klopfen bereits an die Türe der Top 50. Was würde Ihnen dieser Meilenstein bedeuten?

Die Top 50 sind nun das nächste Ziel. Aber ich beschäftige mich grundsätzlich nicht gross mit solchen Zahlen. Ich spiele, weil es mir Spass macht, weil ich Titel gewinnen möchte. Es wäre schön, wenn es bald klappen würde, aber ich verkrampfe mich nicht deswegen.

Sie haben in den letzten Monaten zwei WTA-Titel gewonnen. Wie klingt das?

Das tönt schon ziemlich cool, oder? (lacht) Ich muss zugeben: Die beiden Titel in so kurzer Zeit kommen schon etwas unerwartet. Aber es ist oft so: Man spielt am besten, wenn man keine allzu grossen Erwartungen hat. Solange man hart an sich arbeitet und an sich glaubt, ist vieles möglich. Ich sage mir immer: ‹Weniger denken, mehr machen!›

Ich bin kein ausschliesslicher ‹Sandhase›, wie viele vielleicht denken.
Jil Teichmann.
Legende: Trumpft derzeit gross auf Jil Teichmann. imago images

Ihr Flieger geht in Kürze. Haben Sie noch genügend Zeit, auf alle Glückwunsch-Nachrichten zu antworten?

Kaum! Ich habe unzählige Messages erhalten. Viele freuen sich für mich, das ist sehr schön zu sehen. Auch meine Fed-Cup-Teamkolleginnen haben mir gratuliert. Das freut mich speziell. Wir sind zwar oft Gegnerinnen, aber auch ein Team. Wir unterstützen uns gegenseitig. Das bedeutet mir viel.

Von Sand geht es jetzt auf Hartplatz, die US-Tournee steht an. Verlassen Sie die rote Asche auch mit einem weinenden Auge?

Klar, ich habe auf Sand zuletzt stark gespielt. Aber ich bin kein ausschliesslicher «Sandhase», wie viele vielleicht denken. Mein bestes Ergebnis vor den beiden Titeln hatte ich bei den US Open herausgespielt. Ich freue mich deshalb sehr, dass es auf Hartbelag weitergeht.

Das Gespräch führte Svenja Mastroberardino.

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