Ashleigh Barty war schon als Teenager eine aussergewöhnliche Persönlichkeit im oft oberflächlichen Tenniszirkus. Mit 18 Jahren hatte sie eine viel versprechende Karriere unvermittelt unterbrochen – um auf den Boden zurückzukommen und um das zu machen, was sie liebte: Cricket und Tennis spielen sowie ein normales, geerdetes Leben führen. Nun beendet sie ihre Laufbahn auf dem Höhepunkt, als Nummer 1 der Welt.
Glücklich und bereit
Am Ende des Interviews mit ihrer ehemaligen Doppelpartnerin Casey Dellacqua, in dem sie ihren Rücktritt bekannt gab, wurde Barty doch noch emotional. «Das ist das erste Mal, dass ich es laut sage, und ja, es ist hart, es zu sagen», erklärte sie sichtlich bewegt. «Aber ich bin glücklich und so bereit.»
Die Australierin aus einem Vorort von Brisbane hatte sich immer wieder Pausen gegönnt, auch als Nummer 1. Zu Beginn der Corona-Pandemie spielte die dreifache Grand-Slam-Siegerin 11 Monate nicht, weil Reisen von und nach Australien extrem kompliziert gewesen wären. Auch jetzt war sie seit ihrem emotionalen Heimsieg an den Australian Open nicht mehr im Einsatz. Aus der Pause wird nun ein Rücktritt.
«Ich bin verbraucht», gab Barty zu. Diese Konsequenz, wie sie mit gerade einmal 25 Jahren auf dem Zenit abtritt, passt zu ihr. Barty ist im Frauentennis eine Ausnahmeerscheinung. Nur 1,66 m gross, gewann die Australierin dank ihrer Variation, dem äusserst effektivem Kick-Aufschlag und einem giftigen Rückhand-Slice die French Open 2019, Wimbledon 2021, die letzten Australian Open sowie 2019 auch die WTA Finals.
Seit 114 Wochen steht Barty an der Spitze der Weltrangliste – nur drei Spielerinnen hatten eine längere Serie als sie: Steffi Graf, Serena Williams (je 186) und Martina Navratilova (156). Insgesamt war sie 121 Wochen die Nummer 1 der Welt, 25 der letzten 27 Matches gewann sie. Selten ist eine Spielerin derart auf dem Höhepunkt abgetreten.
Murray traurig, Halep mit Tränen in den Augen
Die ersten Reaktionen auf das Ende der «Barty-Party» liessen nicht lange auf sich warten. Andy Murray, der selten um die richtigen Worte verlegen ist, sprach mit seinem kurzen Tweet bestimmt für viele andere Branchen-Kollegen und -Kolleginnen:
Sehr emotional fiel die Reaktion von Simona Halep aus. Die ehemalige Weltnummer 1 aus Rumänien schrieb unter anderem: «Ash, du weisst, dass ich Tränen in den Augen habe?» Und weiter: «Du warst anders und speziell.» Bezug nehmend auf das polysportive Talent Bartys fragte Halep: «Was kommt als nächstes? Grand-Slam-Siegerin im Golf?»
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