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Talent Andrejewa in Lausanne Die «ganz normale» 16-Jährige startet zur Tennis-Weltkarriere

Sie ist erst 16-jährig, doch Mirra Andrejewa ist in der Tenniswelt schon in aller Munde. Was im Tessin begann, will sie nun in Lausanne weiterführen.

Mirra Andrejewa will ihren 3. Titel in der Schweiz.
Legende: Chiasso, Bellinzona und jetzt Lausanne? Mirra Andrejewa will ihren 3. Titel in der Schweiz. Keystone/Laurent Gillieron

Mirra Andrejewa stammt wie einst Maria Scharapowa aus Sibirien, doch der Glamourfaktor ist nicht ganz so gross wie bei der heute 36-Jährigen, die 5 Grand-Slam-Titel gewann, zur Weltnummer 1 aufstieg und vor allem in der Dekade von 2004 bis 2014 zur Werbekönigin wurde. Dafür tritt Andrejewa zu bodenständig auf.

«Ich bin doch eine ganz normale 16-Jährige», meinte sie in Wimbledon lächelnd. Das ist die Russin natürlich nicht. Dafür spielt der Teenager, der sich selber als schüchtern bezeichnet, viel zu gut Tennis. Das bewies sie auch am Montag bei ihrem 1. Einsatz an den Ladies Open in Lausanne. Mit einer für ihre 16 Jahre unheimlichen Ruhe und Abgeklärtheit kam sie bei ihrem erst 4. Turnier auf der WTA-Tour locker zum Erfolg.

Video
Andrejewa nimmt die 1. Hürde in Lausanne locker
Aus Sport-Clip vom 25.07.2023.
abspielen. Laufzeit 1 Minute 11 Sekunden.

Das kann nach den letzten Monaten nicht mehr überraschen, zumal sich Andrejewa in der Schweiz ausgesprochen wohl fühlt. Erst im April bestritt sie in Chiasso ihren 1. Wettkampf in diesem Jahr. Sie holte sich den Sieg beim mit 60'000 Dollar dotierten Sandturnier ebenso wie eine Woche später in Bellinzona.

Berge und Erfolge im Tessin

«Das liegt an den Vorgaben, dass ich wegen meines Alters nur eine bestimmte Anzahl Turniere spielen darf», erklärte sie im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Sie müsse deshalb gut überlegen, wo und wann sie spiele. Und fügte mit einem frechen Lachen hinzu: «Natürlich gefällt mir die Schweiz. Wir waren in den Bergen, es ist wunderschön.»

Danach startete die junge Russin, die Roger Federer als Idol bezeichnet, aber auch von den Kämpfer- und Comeback-Qualitäten Rafael Nadals beeindruckt ist, so richtig durch. In Paris qualifizierte sie sich erstmals für das Hauptfeld eines Grand-Slam-Turniers und stürmte gleich in die 3. Runde. In Wimbledon gelang ihr das Gleiche, hier wurde sie dann sogar erst im Achtelfinal in 3 Sätzen von der erfahrenen Madison Keys gestoppt.

Das Jahr hatte Andrejewa als Nummer 293 des WTA-Rankings begonnen, nun ist sie auf Platz 64 bereits mitten in der erweiterten Weltspitze angekommen. Im Gespräch macht Andrejewa einen gefestigten Eindruck, als ob sie der Rummel nicht über Gebühr beeindrucken würde. Sie ist noch in der Schule, natürlich online, und sei ganz gut, wie sie findet. Ausser in Chemie, da verstehe sie nichts. Dafür versteht sie die Geometrie eines Tennisplatzes hervorragend.

Seit diesem Frühling trainiert sie in Cannes, in der Akademie, in der bereits ihr Landsmann Daniil Medwedew gross wurde. «Wir hatten zwei Optionen», erzählt Andrejewa, deren ältere Schwester Erika am Montag gegen Jil Teichmann chancenlos blieb. «Cannes oder die Rafa Nadal Akademie auf Mallorca.» Trotz ihrer Bewunderung entschied sie sich für Cannes. «Es war näher, deshalb gingen wir als erstes da hin, und es passte.»

Ein Problem mit den Augen?

So unkompliziert geht die 16-Jährige derzeit ihr Tennisleben an. Noch ist vieles neu. Bei ihrem ersten WTA-Turnier in Madrid staunte und schwärmte sie. Zum Beispiel von Andy Murray, den sie als «im echten Leben wunderschön» bezeichnete. Der für seinen trockenen Humor bekannte Schotte antwortete auf Twitter: «Stellt euch vor, wie gut die erst wird, wenn sie ihre Augen in Ordnung bringt.»

Diese sind allerdings völlig in Ordnung. Deshalb würde es nicht überraschen, wenn Mirra Andrejewa auch ihr 3. Turnier in der Schweiz gewinnt. Als nächstes stellt sich der Nummer 6 des Ladies Open die Ungarin Anna Bondar (WTA 60) in den Weg.

SRF zwei, sportlive, 24.07.2023, 17:30 Uhr;

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