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Im Hoch
Legende: Im Hoch Timea Bacsinszky ist neu die Nummer 26 der Welt - so gut war sie noch nie klassiert. Imago

WTA-Tour Timea Bacsinszky: Ein Höhenflug mit Ankündigung

Timea Bacsinszky ist die Überfliegerin auf der WTA-Tour. In Monterrey feierte die Waadtländerin bereits ihren 2. Titel in dieser Saison. Und beweist damit, dass sich harte Arbeit und das nötige «Commitment» langfristig auszahlen.

Immer wieder musste Timea Bacsinszky beim Sieger-Interview inne halten. Von ihren Gefühlen übermannt, konnte sich die Lausannerin ein paar Tränen nicht verkneifen. «Es ist unglaublich, ich finde keine Worte», sagte sie sichtlich gerührt.

12 Siege in Folge, Titel Nummer 2 und 3 – Mexiko war wahrlich ein gutes Pflaster für die 25-Jährige. Bacsinszky ist so etwas wie die Frau der Stunde auf der WTA-Tour. Mit der eindrücklichen Bilanz von 18 Siegen gegenüber nur 2 Niederlagen ist sie momentan die klar erfolgreichste Spielerin, einzig die Tschechin Karolina Pliskova konnte 2015 gleich viele Siege einfahren (dies bei 6 Niederlagen). Bei 4 Turnier-Teilnahmen erreichte Bacsinszky 3 Mal den Final – auch das ist Rekord.

Fed-Cup-Captain Günthardt beeindruckt

«Zwei Turniere hintereinander zu gewinnen, zeugt von grosser Qualität. In diesem Zeitraum hat man immer ein, zwei Partien, in denen es nicht so gut läuft. Dass Timea auch in diesen Matches einen Weg gefunden hat, sagt viel über sie aus», lobt SRF-Tennisexperte und Fed-Cup-Captain Heinz Günthardt.

An den Fähigkeiten Bacsinszkys hat Günthardt nie gezweifelt, dass sie im Ranking aber dermassen explosionsartig nach vorne preschen würde, habe man nicht erwarten dürfen (von Position 285 Ende 2013 auf 26 am Montag). «Sie ist eine ungemein talentierte Tennisspielerin. Früher hat ihr aber oft die Konstanz gefehlt – auch in den Trainings. Teils wegen Verletzungen, teils wegen Motivationsproblemen.»

Auch im Training ein Vorzeige-Profi

Eine Aussage, die Beni Linder unterschreiben kann. Der Headcoach Kondition von Swiss Tennis arbeitet seit Jahren mit der sensiblen Romande zusammen. «Die Timea von heute lässt sich nicht mit der 'alten' Timea vergleichen. Jetzt übt sie ihren Beruf professionell aus, vorher war es ein Kampf gegen andere Leute und vor allem sich selbst.» In jüngeren Jahren von ihrem ehrgeizigen Vater angetrieben, fehlte oft die Freude am Sport. Genau diese sei nun aber der Katalysator, sagt Linder: «Bei Timea steckt momentan so viel Freude dahinter. Das macht es erst möglich, so viel Energie freizusetzen.»

Bacsinszky küsst einen übergrossen Tennisball.
Legende: «Königin von Mexiko» Innert Wochenfrist gewann Bacsinszky die Turniere von Acapulco und Monterrey. Imago

Bacsinszky bestritt in den vergangenen 12 Tagen 10 Matches, stand insgesamt fast 22 Stunden – teilweise spätabends – auf dem Court. Von Müdigkeit oder körperlicher Erschöpfung aber keine Spur. «Der Effort, um körperlich auf dieses Niveau zu kommen, darf nicht unterschätzt werden», sagt Günthardt. «Timea hat extrem viele Meter zurückgelegt und viel Zeit im Kraftraum verbracht. Das kann man nicht hoch genug einschätzen.»

Linder betont: «Die gezeigten Leistungen sind ein Produkt der Kontinuität der täglichen Arbeit. Dass Timea ein Turnier gewinnt, kommt für uns deshalb nicht überraschend. Dass sie aber auf hohem Niveau dermassen konstant auftritt, das konnten wir nicht erwarten», so der Konditions-Trainer, der im ständigen Kontakt mit Bacsinszkys Coach Dimitri Zavialoff steht.

Nächster Exploit bei einem Grand Slam?

Sie wolle herausfinden, wo ihre Grenzen liegen, hat Bacsinszky seit ihrem «Beinahe-Rücktritt» immer wieder gesagt. Wo sieht Günthardt diese? «Wenn sie so weitermacht, kann sie unter die Top 10 kommen. Dazu muss sie aber auch dort gut spielen, wo am meisten Punkte verteilt werden – bei den Grand Slams. Das Niveau hat sie auf jeden Fall.» Das nächste Kapitel dieser Erfolgsstory wartet nur darauf, geschrieben zu werden.

Sendebezug: SRF 1, Tagesschau, 9.3.2015, 12:45 Uhr

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